München – Zwei Tage also noch, dann beginnt die Zeit, in der sich entscheiden wird, was die Basketballer des FC Bayern aus dieser Saison mitnehmen werden. Klar, viel Lob und Anerkennung wird dabei sein, für den ersten deutschen Teilnehmer an den Euroleague-Playoffs. Aber am Ende ist es halt doch das Greifbare, das den Unterschied macht.
Trophäen wie der BBL-Pokal, der am Wochenende im Audi Dome ausgespielt wird. Club-Patron Uli Hoeneß weiß um die spezielle Tücke. Der 69-Jährige weiß, dass die erste Titelentscheidung ein Schlüsselmoment für diese Spielzeit werden könnte. „Das ist wie der Spatz in der Hand“, sagte Hoeneß bei „MagentaSport“, „dann kann die Saison nicht mehr schlecht laufen.“ Und die Gelegenheit scheint günstig. Man spielt zu Hause, man ist nur noch zwei Siege vom ersten Titel entfernt. Den ersten peilt man am Samstag im Halbfinale gegen ratiopharm Ulm (16 Uhr) an, das mögliche Finale – der Gegner wird Samstagabend (19 Uhr) zwischen Alba Berlin und der BG Göttingen ermittelt – würde am Sonntag um 15 Uhr folgen. Hoeneß: „Da musst du diesen Titel fast gewinnen.“
Seine Angestellten freilich sehen den kommenden Tagen noch mit ziemlich gemischten Gefühlen entgegen. Kein Wunder, schon am Dienstag, zwei Tage nach der Pokalkür also, wartet in Mailand das erste Euroleague-Viertelfinale. Das ist eine ziemlich unglückliche Ballung an Saison-Highlights, auf die die Bayern ihre, von bislang 64 Pflichtspielen strapazierten Kräfte verteilen müssen. „Das ist nicht schwierig“, sagte Trainer Andrea Trinchieri nach dem 89:71 in Bonn, „das ist unmöglich.“ Er werde sich Gedanken machen, „im Wissen, dass es keine Lösung gibt.“
Vorsichtig ausgedrückt könnte man sagen, dass der Italiener sich von den Machern des Deutschen Basketballs ein wenig alleingelassen fühlt. „Ich werde nie verstehen, dass sich eine Mannschaft, die in den Euroleague-Playoffs ein ganzes Land vertritt , sich darauf nicht vorbereiten kann.“
Klar, der Kalender ist eng, erst Recht weil die BBL als eine der wenigen europäischen Basketball-Ligen den Spielbetrieb erst einen Monat später aufnahm als geplant. Und „natürlich war nicht vorgesehen, dass wir in die Playoffs kommen“, sagte Trinchieri, Allerdings rangierten die Bayern auch seit dem zweiten Euroleague-Spieltag immer in den Top-8 der Königsklasse. Der Viertelfinaleinzug mag zwar erst seit dem Drama vorletzte Woche gegen Zalgiris Kaunas eingetütet sein, ein realistisches Szenario ist er aber schon lange. Und trotzdem kollidieren die Playoff-Spiele nun also mit dem Pokalfinale und dem, inzwischen weitgehen bedeutungslosen BBL-Spiel gegen Titelverteidiger Alba Berlin eine Woche später. „Das hätte man anders handhaben können“, befand Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic im clubeigenen Podcast.
Doch wenn Pesic einer Gruppe diesen Kraftakt zutraut, dann seinem Team. Die Bayern haben ja oft bewiesen, dass sie in kritischen Momenten, Kräfte mobilisieren können. Alleine in der Euroleague kamen die Münchner mehr als zehn Mal nach zweistelligen Rückständen zurück. Und an diese Qualität glaubt er auch jetzt. „Alles ist möglich“, betonte er, „für diese Mannschaft ist der Himmel die einzige Grenze.“