Dieses Rückspiel in Paris hätte auch anders laufen können. Schlimmer. Nahe an der Vorführung, wie der FC Bayern sie im Prinzenpark unter Trainer Carlo Ancelotti schon einmal erlebt hat. Mit einem Sieg, der dann halt nicht reicht, aus dieser Partie zu gehen ist aller Ehren wert. Man muss die Umstände berücksichtigen, die der FC Bayern nicht zu verantworten hatte: Der Ausfall des in Hochform befindlichen Robert Lewandowski infolge eines Länderspiels, die Covid-Erkrankung von Serge Gnabry, das verletzungsbedingte Fehlen von Leon Goretzka – der Blick auf die Bank zeigte, wie angeschlagen der Münchner Kader war und ist. Kein Wunder in einer Saison, vor der es keine Pause gegeben und die vollgepfropft war mit Folgeterminen aus dem großartigen letzten Jahr: Supercup, Club-WM. Und nicht zu vergessen: Die Anwesenheit eines Gegners verkompliziert im Sport vieles: Paris Saint-Germain war 2020 auch Finalist, ein fast gleichwertiger, und er hat Spieler wie Neymar und Mbappé, die schlicht Weltklasse sind.
Hat es aus Sicht der Bayern auch einen Grund für das Scheitern gegeben, dem sie hätten entgegenwirken können? Um diese These bedingungslos zu bestätigen, müsste man wissen, inwiefern der Streit zwischen Hasan Salihamidzic und Hansi Flick die Profis beeinflusst hat. Gehen wir mal davon aus, dass die Spieler keine sensiblen Seelchen sind und sie es beherrschen, sich auf den Wettkampf zu konzentrieren – was sie in Paris und auch im klar dominierten Hinspiel bewiesen haben. Verunsichert wirkte die Mannschaft auch in der Bundesliga nicht – allenfalls müde, ideenlos wie gegen Union Berlin.
Trotzdem war es natürlich ungewöhnlich, was sich zuletzt abspielte, und gewiss kein die Leistung fördernder Faktor. Salihamidzic kann – auch wenn die Spindoktoren des FC Bayern für ihn bei den Medien PR machen und Gegenspieler Flick diskreditieren – die Öffentlichkeit nicht überzeugen, dass er die unanfechtbare Lösung als Sportdirektor ist, seine Image-Werte sind weiterhin verheerend; Oliver Kahn wirkte wenig zupackend bei Bewältigung der Kommunikationskrise, Karl-Heinz Rummenigges und Herbert Hainers Machtworte verhallten wirkungslos.
Hansis Flicks Weg zurück zum DFB ist vorgezeichnet. Als Bundestrainer würde er für die Bayern eine wichtige Person bleiben – und der Verein für ihn die erste Anlaufstelle. Ein paar Wochen Zeit bleibt beiden Parteien noch, das Auseinandergehen so zu gestalten, dass es dem überragenden guten Teil der gemeinschaftlichen Geschichte gerecht wird.
Guenter.Klein@ovb.net