Flicks Abschiedsstimmung

von Redaktion

Bayern-Trainer macht sich nach dem Aus gegen Paris Gedanken um seine Zukunft

VON MANUEL BONKE

Paris/München – Nur wenige Minuten nach dem bitteren Champions-League-Aus nach dem 1:0-Sieg gegen Paris Saint-Germain stand Bayern-Trainer Hansi Flick am Sky-Mikrofon. Freilich ließ die Frage nach seiner FCB-Zukunft trotz des dramatischen Ausscheidens (ein Treffer mehr hätte nach der 2:3-Niederlage im Hinspiel zum Weiterkommen gereicht) nicht lange auf sich warten. Im Laufe der Unterredung, bei der auch Lothar Matthäus als Sky-Experte einige Fragen platzierte, setzte Flick plötzlich zu einem fünfminütigen Monolog an, der durchaus als Abschiedsrede interpretiert werden kann. „Man macht sich immer Gedanken“, sagte Flick beispielsweise im Hinblick auf eine Fortsetzung seiner Trainertätigkeit in München. Zum Machtkampf mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic ergänzte Flick: „Ich habe auch meine Vorstellungen: Wie kann man die Mannschaft, den Verein verbessern?“ Und als Matthäus seinem Kumpel Hansi für die Zukunft die richtige Entscheidung für sich und seine Familie wünschte, antwortete der: „Ob ich jetzt dann beim DFB bin vielleicht – das ist für sie (die Familie, Anm. d. Red.) vollkommen egal.“ Vor allem dieser Satz bestätigt, dass in den Zukunftsüberlegungen von Flick das Bundestrainer-Amt durchaus eine Rolle spielt.

Demnächst soll daher ein Gespräch zwischen Flick und dem designierten Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn stattfinden, um Klarheit zu schaffen. „Ich habe mit Oliver Kahn bisher noch keinen Termin. Ich denke, wenn er mit mir sprechen möchte, wird er es mir rechtzeitig sagen und ich habe dann Zeit“, so Flick. Umso wichtiger ist es für alle Beteiligten, so schnell wie möglich reinen Tisch zu machen, was eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem FC Bayern und seinem Triple-Trainer betrifft – oder eben nicht.

Tendenz: Hansi Flick packt seine Koffer und verlässt München in Richtung DFB-Zentrale in Frankfurt. Das sieht auch Matthäus so: „Das Angebot ist da, dass er Joachim Löws Nachfolger werden kann. Ich bin überzeugt, dass Hansi Flick nach dieser Saison nicht mehr der Bayern Trainer ist.“

Erst wenn Flick den Verein auch wirklich um eine vorzeitige Vertragsauflösung gebeten hat, werden sich die Verantwortlichen um Sportvorstand Salihamidzic aktiv um einen Flick-Nachfolger bemühen. Ein Name, der nach wie vor hoch in München gehandelt wird ist Julian Nagelsmann. Der Trainer von RB Leipzig gilt als erste Wahl. Lothar Matthäus befeuerte diese Gerüchte am Dienstagabend heftig, als er sagte: „Bayern München hat sich mit Nagelsmann schon ein bisschen unterhalten, auch über wirtschaftliche Dinge, so viel man weiß.“ Gespräche oder gar Vertragsverhandlungen zwischen Bayern und Nagelsmann soll es noch nicht gegeben haben.

Das bestätigte der Trainer gestern. „Es gab und gibt keine Gespräche. Das gilt auch für meine Berater, denn die sind nicht autark unterwegs. Ich weiß nicht, woher er die Information hat, da muss man den Lothar mal fragen.“ Nagelsmann besitzt in Leipzig einen Vertrag ohne Ausstiegsklausel bis 2023 – was er auch nicht bereut: „Ich unterschreibe Verträge bei vollem Bewusstsein, trinke sehr wenig Alkohol und nehme auch sonst keine berauschenden Mittel. Es gibt Entwicklungen im Fußball, die man nicht vorhersehen kann. Solche Dinge passieren bei mir aber nur, wenn es auch einen Konsens gibt. Ich würde niemals einen öffentliche Krieg oder Kampf anfangen, um mich irgendwo rauszuboxen. Es muss immer für beide Seiten passen.“ Eine Hintertür lässt sich Nagelsmann mit dieser Aussage freilich offen. Denn: Ähnlich wie Flick, könnte auch Nagelsmann seinen aktuellen Arbeitgeber um eine vorzeitige Auflösung seines Arbeitsvertrags beten. Fakt ist aber auch: Die Verhandlungen mit Leipzig würden für Bayern sicher nicht einfach werden.

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