Für Bärte wird’s nicht reichen: DEL-Playoffs als „Schnellste Zeit“

von Redaktion

Wolfsburg/München – Die Playoffs liefen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) jahrelang unter dem Markennamen „Geilste Zeit“. Der Ausnahmezustand, den die Spieler auch dadurch markierten, dass sie mehrheitlich das Rasieren einstellten und die Bärte wuchern ließen, zog sich über Wochen: Pre-Playoffs mit bis zu drei Spieltagen, Viertel-, Halb- und Finale mit jeweils bis zu sieben Durchgängen, also maximal 21 Terminen – eine eigene Jahreszeit. Nun jedoch: Keine Pre-Playoffs, es geht ab Dienstag kommender Woche direkt hinein ins Viertelfinale. Und jede Runde nur noch Best of Three. Flaum statt Bart. Die Liga hat Vorschläge für ein neues Motto zur Auswahl gestellt, die Fans entschieden sich für „Schnellste Zeit“.

Dass man auch im schönsten Lauf und ohne Vorzeichen dafür ein Spiel verlieren und unter Druck geraten kann, bekam der EHC München am Dienstagabend zu spüren, als er bei den Grizzlys Wolfsburg, einem Mittelklasse-Team aus der Nord-Gruppe, 1:5 verlor. Auf die leichte Schulter hatte er die Partie keineswegs genommen, wie Konrad Abeltshauser, nach dem Ausfall von Patrick Hager derzeit Kapitän des EHC, erklärt: „Weil die Saison so kurz ist, kann man sich keinen Fehltritt leisten. Deswegen spielen wir jetzt schon Playoff-Hockey, denn man kann nicht einfach sagen, dass wir den Schalter umlegen, wenn es losgeht.“

Auch das ist anders: In den vergangenen Jahren hatte der EHC immer gut eine Woche Pause, bevor es in die Playoffs ging. Nun ist der Terminplan dicht getaktet: Am Freitag (19.30 Uhr) vorletztes Punktspiel gegen Iserlohn, am Sonntag (14.30 Uhr) Abschluss der „regular season“ gegen die Düsseldorfer EG – und am Dienstag dann das erste Viertelfinale, wohl gegen den ERC Ingolstadt, dem man in drei von vier Spielen (in beiden zu Hause) unterlegen war.

In Wolfsburg schien es im ersten Drittel so, als würde der EHC sein Spiel vom Vorabend, 6:1 in Bremerhaven gewonnen, einfach fortführen. Don Jacksons Team führte 1:0, Grizzlys-Verteidiger Jannik Möser konstatierte nach 20 Minuten schnaufend: „München marschiert.“ Im zweiten Drittel ließ die EHC-Energie nach, denn: „Wir haben ein paar Strafen zu viel gezogen – und dann hat’s gescheppert“, so Kony Abeltshauser. Verteidiger-Kollege Keith Aulie sah seine Manschaft im „penalty trouble“. Zu oft in Unterzahl, das raubte Kräfte. Auch ein Drei-gegen-Fünf hatte der EHC zu bestreiten. Trotz der ersten Niederlage nach neun Siegen befand Aulie: „Wir sollten von der Reise das Positive mitnehmen.“ Platz zwei im Süden gesichert, für die Champions League qualifiziert. Die schnellste Zeit kann kommen. GÜNTER KLEIN

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