Jeden siebten Platz in München besetzen

von Redaktion

Pläne zu EM-Spielen mit Zuschauern werden konkreter – UEFA tagt am Montag

München/Frankfurt – Wie die Lockerheit in Person stand Fritz Keller da, die linke Hand lässig in der Hosentasche. Vom immensen Druck auf seinen fraglichen EM-Standort München ließ sich der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) rein gar nichts anmerken, stattdessen spielte er den Ball mit einem scharfen Pass an die Politik weiter: Die bayerische Landesregierung um Ministerpräsident Markus Söder müsse in der Zuschauerfrage nun bitteschön ein Zeichen setzen.

„Wir brauchen einfach die Garantie oder zumindest die Möglichkeit, wie es die UEFA gefordert hat, dass wir es mit 20 Prozent hinbekommen, wenn die pandemische Lage es erlaubt“, sagte Keller am Rande des Länderspiels der DFB-Frauen. Von der bayerischen Landesregierung erwarte er in den kommenden Tagen eine entsprechende Zusage, forderte der 64-Jährige unmissverständlich. Zumindest einen Hoffnungsschimmer erhielt er aus München schon am Mittwoch.

Es sei „nicht mehr unvorstellbar, Zuschauer reinzulassen, die geimpft oder negativ getestet sind“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann dem kicker: „Das werden bis zum Juni Millionen sein, also muss ich über eine Rückkehr von Zuschauern nachdenken dürfen.“ Dabei spielte der CSU-Politiker mit dem Gedanken, nur jeden siebten Platz in der Allianz Arena zu besetzen – was immerhin 10 000 Zuschauer bedeutete.

Die Zeit für klare Ansagen drängt aber. Am Montag trifft das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) die Entscheidung, in welchen der ursprünglich geplanten zwölf Ausrichterstädten die EM-Endrunde der Männer (11. Juni bis 11. Juli) stattfindet – ohne Fans droht der Verlust der Spiele. Mit Wünschen nach Zuschauern will sich die UEFA nicht zufrieden geben, sie forderte ganz klar Garantien. Und diese, das hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bereits am Montag klargemacht, könne es derzeit einfach nicht geben.

Keller sieht dennoch gute Chancen, dass die Spiele der EM in der Allianz Arena vor Fans ausgetragen werden können. Neben den drei Vorrundenpartien der deutschen Nationalmannschaft soll in der bayerischen Landeshauptstadt auch ein Viertelfinale steigen. Laut Keller werde eine Auslastung von 20 Prozent der Gesamtkapazität angestrebt, also knapp 14 000 Zuschauer pro Partie – sofern es die Corona-Pandemie denn zulässt.

„So wie die Politik das mit den Impfungen verspricht, müsste das möglich sein. Da bin ich zuversichtlich, dass wir die vier Spiele hinbekommen“, sagte der DFB-Boss: „Es ist nicht unser Ziel, dass wie bei Dublin die Spiele möglicherweise in eine andere Stadt vergeben werden.“ DFB-Vizepräsident Rainer Koch, der als Mitglied des UEFA-Exko am Montag mitentscheidet, betonte: „Die UEFA möchte München unbedingt dabeihaben.“

Dublin, München, Bilbao und Rom gehören zu den von der UEFA öffentlich benannten Wackelkandidaten – wobei die Italiener dem Druck bereits nachgaben. Sport-Staatssekretärin Valentina Vezzali teilte dem Verbandspräsidenten Gabriele Gravina am Dienstagabend mit, dass bis zu 25 Prozent der Sitzplätze im Römer Olympiastadion besetzt werden können. Dort soll am 11. Juni das Eröffnungsspiel zwischen Italien und der Türkei angepfiffen werden.

Neun Städte gaben damit bereits eine Zuschauergarantie ab, um München wird es immer einsamer. Söder hatte sich zuletzt aber optimistisch gezeigt, die Münchner Spiele auch ohne verbindliche Fanzusage retten zu können. „Je nach der Gesundheitslage muss natürlich der Infektionsschutz an erster Stelle stehen – aber wir hoffen, dass wir das alles gut miteinander verbinden können“, sagte der CSU-Politiker, der sich in der vergangenen Woche mit dem UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin getroffen hatte, dem BR.

Auch Daniel Koch, medizinischer Berater der UEFA, gab sich zuversichtlich. Die EM werde „mit höchster Wahrscheinlichkeit in allen Ländern mit Zuschauern, wenn auch wahrscheinlich begrenzt, stattfinden können“, sagte der Schweizer Arzt der Sportschau und verbreitete auch Optimismus in Richtung München: „Ich hoffe, dass München einen Weg findet, damit das Ganze mit Zuschauern stattfinden kann.“ Der Ball liegt nun bei der Politik.  sid

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