München – Es bleibt keine Zeit zum Wundenlecken: Vier Tage nach dem Aus im Viertelfinale der Champions League steht den Münchnern schon die nächste schwere Prüfung bevor. Zugegeben, der VfL Wolfsburg hat nicht die Klasse von Paris Saint-Germain, als Tabellendritter der Bundesliga aber sind die Wölfe keinesfalls zu unterschätzen. Auch deshalb versucht Bayern-Trainer Hansi Flick, alle Diskussionen um seine Zukunft beiseite zu schieben und sein Team auf das verbliebene Ziel einzuschwören: Der FC Bayern jagt den fünften Stern.
Die neunte Meisterschaft in Folge wäre nämlich zugleich die 30. seit der Bundesliga-Gründung – und damit stünde den Münchnern laut der DFL-Richtlinie für Spielkleidung und Ausrüstung ein fünfter Stern über dem Clubemblem zu. „Das wäre eine schöne Sache, wenn man den fünften Stern auf den Trikots und den Trainingsleibchen bekommen könnte“, meint Flick. „Deswegen ist es wichtig, dass wir diese Woche gut abschließen. Der absolute Fokus ist auf diese drei Spiele gerichtet.“
Nach der Partie in Wolfsburg an diesem Samstag (15.30 Uhr, Sky) geht’s schon am Dienstag daheim gegen Bayer Leverkusen weiter. Am kommenden Samstag steht dann noch die Auswärtspartie in Mainz an, bevor die Bayern zwei Wochen durchatmen können. Am 30. April und 1. Mai finden die Halbfinals im DFB-Pokal statt – ohne die Bayern.
Das Scheitern in der Champions League hat Flick laut eigener Aussage noch nicht verdaut und schläft derzeit „nicht so optimal“. Einen Spannungsabfall bei seinem Team will der Trainer aber nicht zulassen. „Wir wissen, dass es nicht reicht, mit 95 Prozent zu spielen“, sagt Flick. „Die Mannschaft war in den letzten Jahren so erfolgreich, weil sie ihre Mentalität in jedes Spiel eingebracht hat. Das ist auch in den letzten sechs Spielen gefordert.“
Flicks unruhige Nächte könnten – abseits der sportlichen Misserfolge und der offenen Frage nach seiner Zukunft – auch mit der bayerischen Verletztenliste zu tun haben. Die Lage hat sich zwischen Paris und Wolfsburg nämlich kein bisschen entspannt. Leon Goretzka fällt mit muskulären Problemen weiter aus, Lucas Hernandez – gegen PSG einer der stärksten Münchner – schlägt sich weiterhin mit Rippenschmerzen herum. Eine abschließende Prognose bei ihm vermied Flick am Freitag noch. Sicher ausfallen werden Niklas Süle, Marc Roca, Corentin Tolisso, Douglas Costa, Serge Gnabry und weiterhin auch Robert Lewandowski. Der Torjäger absolvierte am Freitag immerhin schon wieder Übungen mit dem Ball am Fuß. Im Optimalfall ist der Pole vielleicht schon gegen Leverkusen wieder eine Option, eher aber in Mainz.
Das gilt auch für Gnabry nach dessen Corona-Erkrankung. Nichtsdestotrotz will Flick den Meistertitel „so schnell wie möglich“ perfekt machen. „Es kann aber auch sein, dass es bis zum Schluss eng bleibt“, sagt der 56-Jährige. „Das liegt an uns und daran, wie wir die Spiele angehen.“ Um Verfolger Leipzig gar nicht erst hoffen zu lassen, soll in Wolfsburg ein Dreier her. Der Schwere dieser Aufgabe ist sich Flick freilich bewusst. Wolfsburg stellt die zweitbeste Defensive der Liga, hat heuer noch kein Heimspiel verloren. „Das ist eine Mannschaft, die sich ausgezeichnet entwickelt hat und zu Recht demnächst vielleicht in der Champions League spielt“, sagt der Coach.