Die Frage nach dem Flick-Beben

Ist der FC Bayern noch gut geführt?

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Hansi Flick von 2019 bis 2021 beim FC Bayern – das sind zwei rekordträchtige Geschichten. Die des fulminantesten Erfolges, den man in dieser überschaubaren Zeit haben kann (am Ende werden es wohl sieben Titel sein), und die der schnellsten Entfremdung. Eben noch herrschte Seligkeit in der Bayern-Gemeinde, dass man den neuen und jungen Jupp Heynckes gefunden hatte, schon ist er wieder weg. Und die Zeit, in der man sich, anders als unter Kovac, Ancelotti, van Gaal, bisweilen auch Guardiola, keine Sorgen machen musste um die menschliche Stimmigkeit zwischen Mannschaft und Trainer, bald Vergangenheit. Gab es schon mal einen Fall in der Geschichte des FC Bayern, dass eine solch gute Ausgangsposition auf diese Weise verspielt wurde? Und wer ist dafür verantwortlich?

Ist es Hansi Flick? Nun, ihm kann man vielleicht vorhalten, dass er nicht vertragstreu ist und er der Verlockung, Bundestrainer zu werden, zu bereitwillig erliegt. Doch in seiner Rolle als Bayern-Trainer hat er sich nicht fehlverhalten. Flick hat versucht, sich Voraussetzungen zu schaffen, seinen Job so gut wie möglich zu machen. Dazu gehört ein stärkerer Einfluss auf die Personalplanungen, als er ihn hatte.

Hätte der FC Bayern ihm entgegenkommen müssen? Es ist die Tradition dieses Vereins, sich einem Trainer nicht komplett zu verschreiben, weil er in seinen Führungsgremien außerordentliche sportliche Kompetenz sitzen hat. Selten, dass man große Sonderwünsche (Heynckes: Javi Martinez, Guardiola: Thiago) erfüllt hat. Personalstrategie war mehr Vereins- als Trainersache. Das mag oft richtig gewesen sein. Im konkreten Umgang mit dem loyalen und grundvernünftigen Flick haben die handelnden Personen beim FC Bayern die Antennen nicht ausgefahren. Das war ein Fehler. Der erste große des Duos Oliver Kahn/Hasan Salihamidzic, das den FC Bayern komplett übernehmen soll. Der gestrige Rüffel für Flick ist Ausdruck kommunikativer Hilflosigkeit.

Die Münchner werden natürlich eine Trainerlösung finden, es wird gewiss eine große sein, sie haben alle Möglichkeiten dazu. Doch die entscheidendere Frage könnte sein, ob der Club noch gut geführt sein wird. Flick geht aufrecht und unbeschadet. Er hinterlässt, ohne Schuld daran zu tragen, einen klaren Verlierer.

Guenter.Klein@ovb.net

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