Das Duell der Seriensieger

von Redaktion

Die Löwen und Viktoria Köln sind die formstärksten Teams der 3. Liga

VON LUDWIG KRAMMER

München – Der Nikolaus war noch nie der Osterhase. Diese zeitlose Fußballweisheit, formuliert vom Ehrenpräsidenten des ungeliebten Nachbarclub, können auch die Löwen nicht missbilligen. Schließlich war es ausgerechnet am Nikolausabend des vergangenen Jahres, als die Sechziger durch ein spätes Tor von Marcel Risse mit 1:2 bei Viktoria Köln verloren und ihre Sieglos-Serie auf fünf Spiele ausbauten. Viereinhalb Monate (und eine höchst erfolgreiche Eiersuche) später brettern die Löwen mit fünf Siegen aus den jüngsten sechs Spielen über die selbstgeteerte Road to Gelsenkirchen. „Das einzige, was wir richtig vermissen, sind unsere Fans“, sagt Trainer Michel Köllner.

Die werden heute mangels Olympiaberg nur aus der TV-Distanz oder den Dachfenstern der Grünwalder Straße zuschauen können, wenn sich ihre Mannschaft mit den mindestens so formstarken Gästen vom rechten Rheinufer misst. Die ambitionierte Viktoria, als anerkannter Geheimfavorit in die Saison gestartet, hat von ihren jüngsten sieben Spielen sechs gewonnen – der Trainerwechsel von Pavel Dotchev zum ehemaligen 1860-Co-Trainer Olaf Janßen hat sich mit dem vorzeitigen Klassenerhalt bezahlt gemacht. Janßen habe es geschafft, „die Qualität der Spieler in der Vordergrund zu rücken“, würdigt Köllner den Kollegen. „Sie haben ein gutes Umschaltspiel, sind defensiv sehr giftig. Vom Kader her gehören sie eh zu den besten fünf, sechs Teams der Liga.“ Folge: „Das wird eine harte Nummer für uns. Aber wir haben in den vergangenen Wochen einige harte Nummern erledigt.“

Ja, das „Momentum“ ist eindeutig auf Seiten der Löwen in diesen Aprilwochen. „Wir spielen einen guten Fußball und haben eine enorme Kampfkraft“, sagt Köllner. „Aber wir haben auch das nötige Glück, wenn ich nur an das späte 1:0 gegen Dresden denke.“ Die Top-3 der Liga sind jedenfalls hinreichend aufgescheucht, lassen Feder um Feder, wie am Sonntag der FC Ingolstadt beim 0:0 gegen Abstiegskandidat Meppen. „Dass wir aufsteigen können, dass die Vorderen unseren Atem im Nacken spüren, ist ein Kompliment“, sagt Köllner, der vor drei Jahren als Trainer des mindestens so emotionsumtosten 1. FC Nürnberg den Sprung in die Bundesliga schaffte. Aus aus dieser Erfahrung heraus kommen dem 51-jährigen Oberpfälzer die berühmten sich selbst erfüllenden Prophezeiungen nur in positiver Ausprägung auf den Tisch. „Was ich mir selbst einrede, das bekomme ich auch“, erwiderte Köllner am Montag auf die Frage nach weiß-blauem Fatalismus. „Hört mir mit dem Schmarrn auf. Wir haben null Versagensängste, wir können nur gewinnen!“

Quasi eine verspätete Osterbotschaft: Totgesagte siegen länger.

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