München – Entscheidung vertagt, das Zittern geht weiter: München erhält in der EM-Frage eine weitere Gnadenfrist. Das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) fasste auf seiner Sitzung am Montag zum deutschen Spielort überraschend keinen Beschluss, erst gegen Ende der Woche soll es Klarheit geben. Es seien „noch einige Dinge zu klären“, sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird in der Zuschauerfrage weiter nachbessern müssen.
In den angedachten Tag der Entscheidung, der letztlich von der Gründung der Super League überlagert wurde, war München ebenso wie Bilbao und Dublin ohne die geforderte Garantie für Spiele mit Fans gegangen. Doch etwas überraschend kam dies nicht dem EM-K.o. gleich. Die drei Wackelkandidaten dürfen zumindest vorerst weiter hoffen, eine Streichung ist damit aber längst nicht vom Tisch.
Schließlich war Ceferins Forderung eindeutig. Jeder der zwölf Ausrichter müsse garantieren, „dass Fans zu den Spiele dürften“, hatte der UEFA-Chef Mitte März gesagt: „Die Option, dass irgendein Spiel der EM ohne Fans ausgetragen wird, ist vom Tisch.“ Es ist ein offenes Geheimnis, dass so die Einnahmen aus dem Ticketverkauf gerettet werden sollen.
Der DFB reichte zwar bis zur ersten Frist am 7. April verschiedene Szenarien mit Fans ein, doch die geforderte Zuschauergarantie konnten und wollten die bayerische Landesregierung und die Stadt München bis zuletzt nicht abgeben.
Oberbürgermeister Dieter Reiter sagte zur erneuten Vertagung: „Ich bedauere sehr, dass auch heute keine Entscheidung für den Spielort München getroffen wurde. München hat sich für die UEFA stets als zuverlässiger Partner erwiesen.“ Die Stadt München hat der UEFA drei Zuschaueroptionen geliefert, die von null bis knapp 27 000 Fans in der Allianz Arena reichen.
Alternativpläne mit einem anderen Spielort innerhalb von Deutschland gibt es nicht. Die verlangte Zuschauergarantie sei schlichtweg „medizinisch nicht vertretbar“, unterstützte SPD-Politiker Karl Lauterbach das Vorgehen der Behörden. „Die Haltung der UEFA, die ja quasi ist: Vogel, friss oder stirb, das heißt, derjenige, der nicht die Zuschauer reinlässt, darf auch nicht anbieten. Das ist keine sportliche, keine faire Einstellung“, monierte der Gesundheitsexperte.
Ob sie diese Herangehensweise lockert, scheint mehr als fraglich. Die deutschen EM-Macher mühen sich jedenfalls, den Verband anderweitig zu überzeugen, demonstrieren bei jeder Gelegenheit ihren guten Willen für Spiele mit Fans. Es sei „nicht mehr unvorstellbar, Zuschauer reinzulassen, die geimpft oder negativ getestet sind“, sagte beispielsweise Bayerns Innenminister Joachim Herrmann jüngst. Auch DFB-Präsident Fritz Keller betonte, „so wie die Politik das mit den Impfungen verspricht, müsste das (Spiele mit Zuschauern) möglich sein.“ Die UEFA will auch für ihren größten Mitgliedsverband bislang aber kein Auge zudrücken. Auf die EM-Macher warten noch weitere Hausaufgaben, damit die erste paneuropäische EM auch tatsächlich in Deutschland Station macht. sid