(Ungebetene) Partygäste in Mailand

von Redaktion

Bayerns Basketballer starten heute in die Euroleague-Playoffs und gefallen sich als Außenseiter

VON PATRICK REICHELT

München – Die Gunst der Stunde haben die Basketballer des FC Bayern nur teilweise nutzen können. Dafür kam die Absage des Pokal-Top4 am Samstagnachmittag zu kurzfristig. Schon am Sonntag richteten sich die Blicke nach vorne. Sodass Trainer Andrea Trinchieri gestern dann doch mit halbwegs leichtem Herzen mit seinen Profis nach Mailand reiste.

Man ist somit deutlich vorbereiteter als erwartet für den ersten Besuch in der Haute-vaulée des europäischen Basketballs. Für den ersten Auftritt einer deutschen Mannschaft im Viertelfinale der Euroleague. Von heute Abend an (20.45 Uhr/MagentaSport) setzen sich die Bayern mit Olimpia Mailand auseinander. Auch wenn Trinchieri vor den ersten Duellen der Serie nach dem Modus „best of five“ in Mailand sagt: „Mehr als wir könnte man nicht Underdog sein.“

Klar, er und seine Bayern sind die Neulinge auf diesem Niveau – außer Nachkauf James Gist hat noch keiner der aktuellen Münchner einen wirklich reichen Erfahrungsschatz in der Königsklasse.

Ganz anders als Gegner Mailand, in denen sich Spieler wie Luigi Datome, Sergio Rodriguez, Kyle Hines oder Malcolm Delaney tummeln. Akteure, die die zweitbeste Basketball-Liga der Welt nach der nordamerikanischen NBA schon gewonnen, oder sich zumindest im Finalturnier versucht haben.

Aber genau an diesem Umstand finden die Bayern Gefallen. Es ist anders als in der Hauptrunde. Vom zweiten Spieltag an hatte man sich immer im Kreis der Top-8 bewegt. Die Playoffs im Endspurt zu verpassen, das wäre eine Niederlage gewesen. Doch jetzt tritt man an mit dem Gefühl, absolut nichts mehr verlieren, aber so ziemlich alles gewinnen zu können. „Wir sind auf einer Party, auf der wir nicht sein sollten“, sagte der, gerne in Bildern sprechende Sportchef Daniele Baiesi, „dort gehen wir jetzt hin, um Spaß zu haben.“

Dass das möglich ist, wissen die Bayern selbst nach einer Hauptrunde mit der bärenstarken Bilanz von 21:13 Siegen. „Wir können ein ekliges Team sein“, sagte Nationalspieler Paul Zipser, „ich denke, dass keiner wirklich gerne gegen uns spielt.“ Bei Center Jalen Reynolds klingt es noch euphorischer. „Für diese Gruppe“, sagte der US-Amerikaner, „ist der Himmel die einzige Grenze.“

Daran ändert auch nichts, dass man es nun ausgerechnet mit dem einzigen Ensemble neben Real Madrid zu tun bekommt, gegen das man in der Hauptrunde gleich zweimal verlor. Zuhause gab es zum Saisonauftakt ein hauchdünnes 79:81 nach Verlängerung. Eine von nur vier Heimniederlagen, mit der man offenbar gut leben konnte – die Fotos dieser Partie zieren den Pavillon auf dem Gelände des Audi Domes bis heute. In Mailand wurden die Bayern im vielleicht schlechtesten Auftritt der Saison mit 51:75 verprügelt. Was natürlich vor allem Trainer Andrea Trinchieri schwer wurmte. Der Bayern-Coach stammt aus Mailand. Und ganz nebenbei verbindet ihn seit seiner Zeit als Coach von UNICS Kasan (Saison 13/14) eine innige Abneigung mit dem heutigen Mailänder Coach Ettore Messina (damals ZSKA Moskau).

Doch das ist abgehakt, in den Playoffs wollen die Bayern die Sache unbedingt besser machen. Könnte sich ja auch lohnen. Nimmt man in der Playoffserie erfolgreich Revanche, dann winkt das nächste Stück Basketballgeschichte: Das Final-4. Das steigt vom 28. bis 30 Mai in Köln.

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