München – Der FC Bayern kann die Trikots mit dem fünften Meisterstern schon mal in den Druck geben. Nach dem 2:0 (2:0) gegen Bayer Leverkusen sind die Münchner (fast) durch. Denn: Verfolger RB Leipzig patzte am frühen Dienstagabend böse in Köln, unterlag mit 1:2. Der Rückstand der Bullen auf den FCB beträgt damit nun zehn Punkte, bei vier noch ausstehenden Partien ist das kaum mehr aufzuholen. Der Rekordmeister kann sich am Samstag in Mainz endgültig den neunten Meistertitel in Serie und den 31. insgesamt sichern.
„Ich habe noch fünf Spiele mit dieser Mannschaft“, meinte Hansi Flick vor Anpfiff, unterstrich damit einmal mehr seinen Willen, im Sommer zu gehen – und schwor sein Team gewissermaßen auf den Endspurt ein. Und die Spieler verstanden ihren Cheftrainer. Von Beginn an spielte in Fröttmaning nur ein Team: der FC Bayern. So war es nur logisch, dass Eric Maxim Choupo-Moting den ersten Treffer setzte. David Alabas Flanke aus dem Halbfeld lenkte Thomas Müller volley aufs Leverkusener Tor. Keeper Lukas Hradecky wehrte nach vorne ab, der Lewandowski-Ersatz schoss wuchtig ein – 1:0 (7.). Siehe da: Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic klatschten freudig ab.
Sechs Minuten später versöhnten sich die Streithähne gleich noch mal per Handschlag. Wieder schob Alaba an, seine Flanke verpasste Edmond Tapsoba, der davon überraschte Daley Sinkgraven klärte unzureichend in Richtung Strafraumgrenze. Joshua Kimmich bedankte sich, feuerte aus 16 m unten links ins Eck und stellte damit auf 2:0 (13.). Alaba war vor allem im ersten Durchgang bärenstark und glänzte mit Distanzschüssen. Bei einem Versuch von Kimmich hatte der Bayer-Keeper da mehr Probleme (35.), Alabas Freistoß kurz vor der Pause kratzte der Finne dann wieder aus dem Winkel (43.).
Die Bayern hatten alles im Griff. Coach Hannes Wolf wechselte für Hälfte zwei gleich doppelt, am Spielgeschehen änderte sich wenig. Erst verzog Müller (52.), dann bekam Tapsoba eine Distanzfackel von Kimmich an den Arm. Der Elfmeterpfiff blieb auch nach Videobeweis aus (54). Flick wechselte schon nach einer guten Stunde dreifach, verschaffte Leroy Sané, dem genesenen Leon Goretzka und Tanguy Nianzou Einsatzzeit. Leverkusens Defensive stand jetzt besser, trotzdem entwischte Choupo-Moting und netzte zum 3:0 ein (66.) – vermeintlich zumindest. Der Mittelstürmer hatte hauchdünn im Abseits gestanden, der Treffer zählte nicht. Und plötzlich zeigten die Münchner doch mal eine Unaufmerksamkeit in der Rückwärtsbewegung. Nach Leon Baileys Zuspiel grätschte der eingewechselte Karim Bellarabi das Leder an den Querbalken (69). Leverkusen fand mehr und mehr Gefallen am eigenen Offensivspiel. Nadiem Amiri schoss in Richtung rechter Winkel, Manuel Neuer aber fischte den Ball soeben noch raus (74.). Die fällige Ecke landete über Umwege bei Bellarabi, der aber erneut am Münchner Keeper scheiterte. Mehr mussten die Bayern auf dem Weg zum Meistertitel nicht überstehen.
Leipzig wurmt die Entscheidung im Meisterrennen offenbar gar nicht so sehr. Trainer Julian Nagelsmann, den es im Sommer zum FC Bayern ziehen könnte, meinte: „Ich ärgere mich eher darüber, dass wir hier nicht gewonnen haben, als darüber, dass wir nicht Meister werden.“ Charakterlich konnte er seinen Bullen keinen Vorwurf machen. „Es fehlen einfach die Tore, der Killer-Instinkt“, meinte Nagelsmann. Davon haben die Bayern, der neue und alte Meister, hingegen jede Menge.