Basketball-Drama mit bitterem Ende

von Redaktion

78:79 – Starke Bayern verlieren das erste Euroleague-Viertelfinale in Mailand in letzter Sekunde

VON PATRICK TORRES

Mailand – Sie waren der nächsten faustdicken Überraschung so nahe gekommen – am Ende schlichen die Basketballer des FC Bayern doch einmal mehr als der große geschlagene aus der Mailänder Arena. Hauchdünn 78:79 (44:27) ging Teil eins der Euroleague-Playoffs verloren. 0:1 also in der Serie nach dem Modus best of Five – am Donnerstag (20.45 Uhr) folgt die Chance zur Wiedergutmachung.

Ihren bis dato letzten Besuch in Mailand hatten die Bayern noch in ziemlich unangenehmer Erinnerung. Seinerzeit hatten die Lombarden ihnen schon alleine in der ersten Halbzeit eine üble 20:44-Abreibung verpasst. Die Trainer Andrea Trinchieri allerdings selten so gut ins Konzept gepasst haben dürfte wie vor dem gestrigen Wiedersehen. „Wenn wir da nicht der Underdog sind, wann dann?“ Oder anders gesagt: Selten hatte man lockerer auftreten können.

Und das scheint ein ganz guter Ansatz gewesen zu sein. Denn in der Tat starteten seine Profis ganz anders als bei der Abfuhr in der Hauptrunde. Die Bayern besannen sich erst einmal auf ihre Stärken und machten ihre eigene Zone dicht. Das machte merklich Eindruck auf das lombardische All-Star-Team um die Euroleague-Ex-Champions Luigi Datome oder Sergio Rodriguez. So sehr, dass sogar Trainer Ettore Messina zur Pause verblüfft feststellte: „Wir sind ängstlich, das ist schon sehr überraschend“. Umso mehr als die Bayern vor allem im zweiten Viertel auch vorne aufs Gas traten. Selbst den Schockmoment, als Nick Weiler-Babb mit einer Sehnenverletzung im Fuß aus der Halle humpelte, steckte man weg. Vor allem DJ Seeley, eigentlich bis dato ein Spieler, der es nie so ganz in den Brennpunkt der Euroleague gebracht hatte, versenkte seine Würfe mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er nie etwas anderes getan, als Euroleague-Viertelfinals zu spielen. Elf seiner 23 Punkte holte der US-Amerikaner im zweiten Viertel – das hatte schon einigen Anteil am kaum fassbaren 44:27 in Halbzeit eins.

Trinchieri ahnte Unheil. „Sie werden mit Wucht aus der Kabine kommen“, sagte er, „da werden wir gegenhalten müssen.“ Da war schon was dran. Malcolm Delaney (10 Punkte) oder Sergio Rodriguez (13) erhöhten die Schlagzahl. Und das schöne Münchner Polster schmolz. Mitte des Schlussviertels waren aus 17 Zählern schmale zwei geworden.

Interessant, dass der Münchner Coach just in der kritischsten Phase erst einmal nicht auf seinen foulbelasteten ersten Spielmacher Wade Baldwin sondern auf den jungen Slowenen Zan Mark Sisko baute. Aber die Idee ging spätestens dann ja auch auf als Sisko per Traumpass ´Routinier James Gist bediente, der mit einem Korbleger und Bonusfreiwurf den Mailänder Lauf durchbrach.

Und dann durfte Baldwin ja auch wieder mitmachen. In den Schlussminuten, in denen das Drama seinen Höhepunkt erreichte. Doch auch er konnte nicbt verhindern, dass den Bayern die 39 Minuten lang behauptete Führung noch aus den Händen glitt. Und das auf die schlimmstmögliche Weise. In der Schlusssekunde schummelte Zach Leday ein Traumanspiel von Malcolm Delaney in den Korb und traf mitten hinein ins Münchner Herz.

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