Der große Bluff – der EHC fällt rein

von Redaktion

1:4 gegen Ingolstadt: Den Münchnern droht das Aus im Playoff-Viertelfinale

VON GÜNTER KLEIN

Ingolstadt – Der EHC München hat sich einen Fehlstart in die Playoffs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geleistet – und in dieser Sondersaison, in der eine Serie über maximal drei Spiele geht, ist eine Niederlage schon das halbe Ende. 1;4 (0:2, 1:2, 0:0) unterlagen die Münchner dem in der Hauptrunde hinter ihm platzierten ERC Ingolstadt. Am Donnerstag (19.30 Uhr), dann in Ingolstadt, muss der EHC gewinnen, will er seine Chance aufs Halbfinale wahren. Es war freilich auch ein erster Viertelfinal-Tag mit Ergebnis-Ausreißern: Mannheim, der Topfavorit auf den Titel, verlor zu Hause gegen Straubing (2:3 n.V.), die Eisbären Berlin, bestes Team in Norden, 3:4 gegen Iserlohn. Und eben München . . .

Hatte der ERC Ingolstadt geblufft in den vergangenen Wochen? Seine Position als Dritter der Süd-Tabelle stand de facto schon länger fest, er hatte es daher locker genommen in einigen Spielen der jüngeren Vergangenheit. Am Sonntag in Iserlohn zum Abschluss der Hauptrunde hatte Trainer Doug Shedden sein Team gar angewiesen, „es einfach runterzuspielen“. Vor dem gestrigen Match in München erklärte er: „Wir hatten einige Verletzte, und ich habe Leute spielen lassen, die sonst nicht so drankommen.“ Fünf der letzten sieben Spiele hatten die oberbayerischen Panther verloren.

Doch dann: Ein ganz anderer Geist, den die Truppe offenbarte. Die Spieler, die gerade auf der Bank saßen (oder dort voller Spannung standen), agierten wie ein Fanblock, für jede kleine gelungene Aktion auf dem Eis gab es Beifallsrufe und Getrommel mit den Stöcken, und der Kanadier Michael Garteig, mit zuletzt einer Fangquote von unter 85 Prozent die Schießbudenfigur der DEL, besetzte seinen Kasten mit der Coolness eines Welttorhüters. Und so entwickelten sich ein Spiel, dessen erste halbe Stunde für beide Seiten Vereinsgeschichte war: München mit Abwehraussetzern und einem Rückstand, wie es ihn in den Playoffs noch nicht hatte, Ingolstadt mit einer offensiven Performance nahe der Perfektion.

4:0 führte Ingolstadt, und EHC-Trainer Don Jackson machte, was bei ihm in einem Playoff-Match noch nie vorkam: Er wechselte auf der Torwartposition: Danny Aus den Birken runter, Kevin Reich rein. Nicht, dass Aus den Birken, der Routinier, in seinem 50. Playoff-Match ursächlich schuld gewesen wäre an den Einschlägen – mit dem Wechsel sollte der ultimative Weckruf erschallen. Die Verteidiger patzten individuell und im Kollektiv: Zweimal passierte, dass vier Münchner um den abschließenden Ingolstädter gruppiert waren, zweimal hatte Mathew Maione die Scheibe verloren, einmal ließ sich Ethan Prow leicht abdrängen. So trafen für Ingolstadt Stachowiak (5.), Wohlgemuth (10.), Simpson (24.), Aubry (30.). „Wir spielen genauso hart wie München, aber schneller“, lautete das Fazit von Tim Wohlgemuth nach dem zweiten Drittel.

Eine Drittelpause zuvor hatte EHC-Kapitän Konrad Abeltshauser aus Münchner Sicht geraten: „Keine Panik, keine Sorge.“ Im Aufholen ist der EHC gut. Als Chris Bourque in der 32. Minute den Puck am famosen Michael Garteil vorbei brachte, spürten die Münchner Hoffnung. 1:4 – da müsste noch was gehen.

Nein, sie kamen nicht ins Fliegen. Ingolstadt blieb dominant, ließ keine wuchtige EHC-Offensive zu. Fast vier Minuten versuchte es Don Jackson mit sechs Feldspielern – auch das konnte den hochkonzentrierten Ingolstädtern nicht zusetzen. Das 4:1 für den ERCI hielt.

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