„Die Super League schadet dem Fußball“

von Redaktion

Fragen und Antworten zur Eliteliga, die bereits stark bröckelt – Rummenigge gibt Kontra

VON JONAS AUSTERMANN

München – Die Fußball-Welt steht weiter Kopf! Nachdem am Montag zwölf Topklubs die Gründung einer European Super League (ESL) in Konkurrenz zur Champions League bekannt gegeben hatten, erhebt sich massiver Widerstand gegen die Pläne der Vereine, zu denen u. a. Real Madrid, Manchester United und der FC Liverpool gehören. Die Superreichen setzten für Dienstagabend spontan ein Meeting an. Welche Folgen drohen nun? Was sagt der FC Bayern? Unsere Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen.

Steht die Super League bereits vor dem Aus?

Die Super League begann bereits am Dienstag, mächtig zu bröckeln. Manchester City gab am späten Abend seinen Rückzug aus dem Milliarden-Projekt bekannt. Laut Medienberichten bereiten der FC Chelsea und Atlético Madrid ihren Rückzug ebenfalls vor. Zudem soll Manchester Uniteds Geschäftsführer Ed Woodward zurückgetreten sein – als Reaktion auf die Fanproteste gegen United. Am Dienstagabend sollte noch ein Meeting der zwölf Topklubs stattfinden – Ende offen. Im Vorfeld dieser Entwicklungen hatte Florentino Perez, Präsident von Real Madrid und 1. Vorsitzender der Super League, noch erklärt: „Alles, was ich tue, ist zum Wohl des Fußballs.“ Für Perez ist es keine Option, dass die großen Vereine Europas warten, bis die Reform der Champions League in drei Jahren greift. „2024 sind wir alle tot“, so der Real-Präsident.

Was sagen die Gegner der Super League?

Besonders krass waren die Reaktionen bislang in England. Die zwölf Gründungsmitglieder der ESL wurden das „dreckige Dutzend“ genannt, Fans und Ex-Spieler gingen auf die Barrikaden. Liverpooler Anhänger beerdigten ihren Klub auf Protestplakaten bereits und verbrannten Trikots. Ex-Profi Alan Shearer forderte die Premier League auf, mit „Handgranaten“ auf die Super-League-Pläne zu reagieren.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin meinte: „Selbstsüchtigkeit ersetzt Solidarität. Geld ist wichtiger als Erfolg. Dividende ist wichtiger als Leidenschaft.“ Auch DFB-Oberhaupt Fritz Keller giftete gegen die „Superrücksichtslosen“. Seine drakonische Forderung: „Die Vereine und ihre Nachwuchsmannschaften sollten von allen Wettbewerben ausgeschlossen werden, bis sie wieder an ihre vielen Anhänger denken, die sie erst zu den größten Klubs der Welt gemacht haben – und nicht nur an ihre Geldbeutel.“ Pep Guardiola, Teammanager von Manchester City, erklärte, die ESL habe nichts mit Sport zu tun, „wenn es keinen Zusammenhang gibt zwischen Aufwand und Erfolg, wenn der Erfolg garantiert und es egal ist, wenn du verlierst“. Und der Gegenwind nimmt weiter zu: Liverpool-Kapitän Jordan Henderson hat eine Krisensitzung mit seinen Kollegen der anderen Premier-League-Klubs einberufen. Er plant eine gemeinsame Antwort auf die Super-League-Pläne.

Wie verhält sich der FC Bayern?

Karl-Heinz Rummenigge zeigt klare Kante gegen die Super League. Im Gespräch mit der Tageszeitung „Corriere della Serra“ sagte er: „Wir sind nicht dabei, weil wir kein Teil davon sein wollen.“ Sein Klub sei zufrieden, „die Champions League zu erreichen“ und „wir vergessen nicht die Verantwortung gegenüber unseren Fans, die grundsätzlich gegen eine solche Reform sind“. Der Klub habe zudem „eine Verantwortung gegenüber dem Fußball im Allgemeinen“. Der FCB-Vorstandschef hofft darauf, gemeinsam mit den Super-League-Klubs „eine Lösung zu finden, denn die Super League schadet dem ganzen europäischen Fußball. Das müssen wir verhindern.“ Es sei „die Zeit für einen weniger arroganten Fußball gekommen“. Rummenigge wurde am Dienstag zudem für drei Jahre ins UEFA-Exekutivkomitee berufen. Dort wird er sich als Vertreter der europäischen Klubvereinigung ECA gemeinsam mit PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi zunächst vor allem im Kampf gegen die Super League engagieren.

Wie erging es Jürgen Klopp und Liverpool?

Jürgen Klopp und der FC Liverpool hatten die zweifelhafte Ehre, am Montagabend spielen und sich den Nachfragen zur Super League stellen zu müssen. Die Profis von Gegner Leeds trugen beim Aufwärmen Shirts mit den Slogans „Fußball ist für die Fans“ und „Champions League – verdient es euch“. Beim Spaziergang durch Leeds vor dem Spiel wurden Klopp und Spieler von aufgebrachten Fans scharf attackiert. Der deutsche Coach lehnt die Super League ab und betonte, nicht in die Pläne eingeweiht gewesen zu sein. Zu den Reaktionen der Fans sagte er: „Das haben wir nicht verdient.“ Ein Rücktritt vom Trainerposten ist für Klopp auch nach Bekanntwerden der Super-League-Pläne keine Option. Er werde Liverpool solange trainieren, „wie man es mich machen lässt“. Zu einem möglichen Wechsel Klopps nach München sagte Rummenigge: „Erst gewinnen wir die Meisterschaft und dann entscheiden wir, was wir machen.“

Welche Folgen drohen jetzt?

Die UEFA prüft, ob sie die Champions-League-Halbfinalisten Manchester City, Real Madrid und FC Chelsea sowie die beiden Europa-League-Halbfinalisten FC Arsenal und Manchester United vom laufenden Wettbewerb ausschließen kann. Anne Jakob, Fachanwältin für Sportrecht, glaubt allerdings, dass ein Rauswurf wegen der Verletzung des Kartell- und Wettbewerbsrecht von europäischen Gerichten für unwirksam erklärt würde. Auch der Ausschluss aus nationalen Ligen sei laut Jakob unzulässig.

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