Zolling – Die Botschaft war eindeutig und ließ keinen Raum mehr für Hoffnung. „Der große Traum von Olympia ist für uns leider geplatzt“, schrieb Simone Blum, Weltmeisterin der Springreiter, bei Instagram. Ihre Wunderstute Alice, mit der Blum bei der WM 2018 den Titel geholt hatte, ist nicht fit. Eine OP wegen eines hartnäckigen Blutergusses am Bein besiegelte das endgültige olympische Aus. „Das Wohl von Alice“, so Blum, „hat absolute Priorität.“
Alice, die 14-jährige Fuchsstute, der viele Experten 2018 attestierten, das weltbeste Springpferd zu sein, kämpft nicht erst seit dieser OP mit körperlichen Problemen. Im September 2020 verhinderte ein im Training erlittener Hexenschuss den Einsatz beim Turnier in Aachen, danach wurden Blum und Alice von Corona und dem equinen Herpesvirus ausgebremst. Durch die fehlenden Turniereinsätze, so Blum, sei „die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele nahezu unmöglich“ gewesen: „Der Traum von Olympia schien immer ferner.“
Bundestrainer Otto Becker sprach von einem „herben Schlag für Simone“ und einem „großen Verlust für unser Team, wenn das Weltmeister-Paar nicht dabei sein kann. Wichtig ist aber jetzt, dass Alice in Ruhe gesund werden kann und wir sie bald wieder im Parcours sehen können.“ Blum versicherte, auf dem Eichenhof in Zolling/Landkreis Freising werde man Alice „so viel Zeit geben, wie sie benötigt, um noch einmal in Zukunft die Herzen aller Reitsportfans höher schlagen zu lassen“. Nach drei bis vier Wochen Ruhe werde es „hoffentlich endlich an den kontinuierlichen Aufbau gehen“. Am Ende ihres Instagram-Textes schrieb sie: „Nenne dich nicht arm, wenn deine Träume nicht in Erfüllung gehen.“ Die Reiterin spielte damit auf das berühmte Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach an: „Wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat.“
Der Bundestrainer muss nun im Hinblick auf Tokio umplanen. Erschwert werden diese Planungen dadurch, dass nur noch drei Reiter eine Equipe bilden und alle drei Ergebnisse in die Ermittlung der Platzierung einfließen. Streichergebnisse wie noch bei Olympia 2016 in Rio und der WM in Tryon, wo Deutschland mit Blum, Laura Klaphake, Marcus Ehning und Maurice Tebbel Teambronze gewann, gibt es nicht mehr. „Alle drei Reiter müssen liefern“, so Becker: „Das macht es nicht einfacher.“
In den Überlegungen des Bundestrainers dürfte der Weltranglistenzweite Daniel Deußer gesetzt sein. Der Hesse gewann zuletzt im Rahmen einer Turnierserie in Florida mit seinen beiden Spitzenpferden Tobago und Killer Queen sieben Springen, Deußer und seine Vierbeiner sind in absoluter Topform. Im Olympiakader des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) stehen außerdem noch die Routiniers Christian Ahlmann und Marcus Ehning sowie Maurice Tebbel. sid