München – Toni Söderholm hat einen ersten Nationalmannschaftskader für die Vorbereitung auf die Eishockey-Weltmeisterschaft nominiert, es ist eine Ansammlung der Enttäuschten. Spieler aus Düsseldorf (acht an der Zahl), Augsburg (vier), Schwenningen, Nürnberg, Köln (je drei) und Krefeld (zwei) – sie alle haben mit ihren Vereinen die Playoffs der DEL verpasst. Die WM-Chancen mindert das nicht zwangsläufig. Zwar werden nach und nach Akteure aus den acht noch beschäftigten Vereinen nachkommen, doch Söderholm stellt in Aussicht: „Es gibt sicher Spieler aus Phase eins, die dann bei der WM dabei sein werden.“
Der Finne, seit zweieinhalb Jahren deutscher Bundestrainer, glaubt, dass mancher, der in der DEL-Saison unter den Erwartungen geblieben ist, „Eigenschaften hat, die international wertvoll sind und durch eine andere und spezifische Rolle neuen Schwung bekommt.“ Söderholm ist einer, der es gut meint mit seinen Spielern und ihnen auch für Gespräche über Karriereplanung un die Zukunft zur Verfügung steht – je nach Bedarf. Zwischen drei und vierzig Minuten“ hätten seine Telefonate mit den Nationalspielern gedauert.
Dass er seinen Pool an DEL-Spielern – zu ihnen kommt auch noch der in der Schweiz (Ambri-Piotta) spielende Verteidiger Tobias Fohrler (23) – so pflegt, ist in diesem Jahr besonders wichtig, weil Söderholm sich der üblichen Verstärkung aus der NHL nicht sicher sein kann. Wegen der Corona-Pandemie sind viele Partien drüben abgesagt worden, um sie nachzuholen, wurde die „regular season“ verlängert. Sie wird voraussichtlich zwar vor WM-Start in Lettland (21. Mai) abgeschlossen und dadurch Jungstar Tim Stützle, der mit Ottawa die Playoffs nicht erreichen wird, verfügbar sein – „doch wir müssen mit sieben Tagen rechnen, bis er dann bei der WM spielen könnte“, sagt Sportdirektor Christian Künast. Das Protokoll sähe in diesem Fall vor: Drei Tage Einzelquarantäne, drei weitere dürfte der Zugang aus Nordamerika mit seinem Nationalteam trainieren, müsste sich aber ausschließlich in der Bubble aufhalten. Spielberechtigt wäre er ab dem siebten Tag. „Wir sind an allen NHL-Spielern interessiert“, erklärt Toni Söderholm, „aber es kann schwierig werden. Wir müssen abwarten, bis alle Karten auf dem Tisch liegen.“
Heute kommen die Phase-eins-Cracks zusammen. Jeder muss einen negativen PCR-Test mitbringen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Erst nach einem zusätzlichen Schnelltest darf man ins Teamhotel in Nürnberg, das das Basislager werden wird. Lediglich am Wochenende geht es raus – für zwei Testspiele im slowakischen Piestany (Samstag, 20.15 Uhr, Sonntag, 16 Uhr).
In Nürnberg finden die weiteren Vorbereitungsspiele gegen Belarus und Tschechien statt, in Nürnberg geht man am 11. Mai in die vom Weltverband IIHF angeordnete „Pre-travel-bubble“ (Christian Künast), am 15. Mai erfolgt der exklusive Charterflug nach Riga. Dort: nächste Quarantäne, kein Kontakt zu anderen Teams, keine Testspiele. Alles anders, alles umständlich. Toni Söderholm sagt trotzdem: „Ich freue mich riesig.“ GÜNTER KLEN