München – Diese verflixte letzte Sekunde verfolgte die Basketballer des FC Bayern bis in den Schlaf. Sofern an Schlaf überhaupt zu denken war, nach diesem Moment, in dem aus einem grandiosen Abend ein schrecklicher wurde. 1,2 Sekunden vor dem Ende waren die Münchner bei Olimpia Mailand 78:77 in Führung gelegen. Doch der Ex-Bayer Malcolm Delaney zerschnitt mit einem Einwurf die Bayern-Defensive. Und Zach LeDay wurstelte den Ball in den Ring und bescherte dem Favoriten noch den nicht mehr erwarteten Auftaktsieg in die Viertelfinalserie.
Auch Bayern-Trainer Andrea Trinchieri rang merklich nach Fassung als er über die alles entscheidende Szene nachdachte. „Wir lagen 39:58,8 Minuten vorne, uns hat nur ein Ballbesitz gefehlt“, haderte er. Und vermutlich schossen ihm dabei 1000 Gedanken durch den Kopf. Warum hatte seine Defensive ausgerechnet in diesem Moment die Ordnung verloren? Warum konnte Jalen Reynolds nicht noch einmal so zupacken wie in der ersten Halbzeit, als er einen Wurfversuch von Altmeister Sergio Rodriguez gegen das Brett passierte?
Doch irgendwann besann sich der 52-Jährige eines besseren. „Wir können hierbleiben und jammern und fluchen, oder wir können über das nächste Spiel nachdenken. Ich denke, Letzteres ist die produktivere Entscheidung“, sagte er. Das nächste Spiel steht ja schon heute auf dem Programm. Um 20.45 Uhr wartet Teil zwei der Viertelfinalserie. Und in das können Trinchieris Bayern die Erkenntnis mitnehmen, dass man trotz der dritten Niederlage im dritten Aufeinandertreffen der Saison mit den Lombarden mehr als nur mithalten kann.
Zumindest lieferten die Münchner eine Blaupause dafür, wie es gehen könnte. Mit einer intensiven Defensive hatte man Mailand zumindest eine Halbzeit lang schwere Rätsel aufgegeben. Top-Kräfte wie Italiens Superstar Luigi Datome oder Euroleague-Champion Kyle Hines hielt man bei zwei beziehungsweise sechs Punkten. So dass am Ende auch Olimpias NBA-erprobter Coach Ettore Messina befand: „Wir haben Glück gehabt.“
Natürlich macht es die Sache nicht leichter, dass die Bayern die weiteren Aufgaben erst einmal ohne Trinchieris Allzweckwaffe Nick Weiler-Babb angehen müssen. Der US-Amerikaner zog sich bei einer unglücklichen Aktion eine Sehnenverletzung im Fuß zu. Das genaue Ausmaß muss bei eingehenderen Untersuchungen in Mailand noch festgestellt werden. Klar ist aber: Zumindest in diese Serie wird Weiler-Babb nicht mehr eingreifen können. „Wenn ein Spieler zu diesem Zeitpunkt der Saison so eine Verletzung erleidet, dann ist das einfach traurig“, sagte Trinchieri. Noch eine Sache, die er mit in den Schlaf nahm.