„Unentschuldbar“ – EHC in Extremsituation

von Redaktion

Münchens Eishockey-Team heute gegen Ingolstadt unter Siegzwang – Harsche Trainerkritik

VON GÜNTER KLEIN

München – Don Jackson, dieser große, gleichmütige Mann, war angefressen. Das merkte man ihm schon an, als er der ersten Interview-Verpflichtung beim DEL-Medienpartner MagentaSport nachkam. In die korrekte Anmoderation des Fragestellers, dass die Playoffs in dieser Saison nur in Dreierserien ablaufen würden, grätschte der Trainer des EHC München mit einem „We heard that“ (Wir haben davon gehört). 1:4 hatte sein Team das erste Viertelfinale gegen den ERC Ingolstadt verloren, und das bedeutet nun eben: Man ist nur eine Niederlage vom Saisonende entfernt. Sie kann sich schon heute (19.30 Uhr) ereignen, der EHC muss in Ingolstadt antreten – im Wissen, dass der andere oberbayerische Club ihn in vier von fünf Duellen geschlagen und nach einer ausgedehnten Krise in den vergangenen Wochen den Schalter zu den Playoffs umgelegt hat.

„Es ist nicht normal, dass wir in einer Serie hinten liegen“, sagte Jackson. Die prekäre Gesamtsituation, die sich auf einen Schlag ergeben hat, nagte an ihm, daher die Dünnhäutigkeit – doch seine Verstimmung galt auch explizit Teilen der Mannschaft. Gut, ein 0:2-Rückstand könne passieren, „nach Schüssen waren wir im ersten Drittel gleich“, doch das 0:3 in der 24. Minute nannte Jackson „inakzeptabel, unentschuldbar“. Vor allem der von der NHL-Organisation der Florida Panthers ausgeliehene Verteidiger Ethan Prow ließ sich bei einem Ingolstädter Konter abkochen.

Momente kollektiver Defensivschwäche hatte der EHC in dieser Saison öfter gezeigt, doch nicht mehr in den vergangenen Wochen. „Es war kein Glück, dass wir elf der letzten zwölf Spiele gewonnen haben“, verweist Don Jackson auf die Topbilanz aus der Runde mit den Nord-Clubs. Und trotz des 1:4-Rückstands, mit dem am Dienstagabend ins letzte Drittel gegangen wurde, verlor der Coach das Vertrauen in die Fähigkeiten seines Teams nicht: „Wir glauben, dass wir auch nach einem 1:4 gewinnen können – nur ist es diesmal nicht gelungen.“

Wie packt der EHC nun das zweite Viertelfinale an? „In Führung zu gehen, das erste Tor zu machen ist wichtig“, sagt Jackson. Es wird einen günstigen Spielverlauf brauchen, um die Ingolstädter zu brechen, die in München in klassischer Playoff-Entschlossenheit auftraten.

Wie ihr Verteidiger Fabio Wagner in der vorletzten Minute dem Münchner Justin Schütz einen korrekten Einschüchterungs-Check verpasste und von den Kollegen von der Bank gefeiert wurde, war ein letztes Zeichen, das dem EHC mit in die Kabine gegeben wurde. Der ERCI verlor in keiner Phase der Partie den Kopf, sein Keeper Michael Garteig war so spektakulär gut, dass Magenta-Experte Patrick Ehelechner, früherer Nationaltorwart, ihn mit Dominik Hasek verglich, dem Tschechen, der seinem Nationalteam 1998 Olympia-Gold gewann. Auf der Gegenseite steht Don Jackson vor einer Torwartfrage: Die Hierarchie beibehalten und wieder Danny Aus den Birken (vier Gegentore in 29 Minuten) bringen – oder Kevin Reich (eingewechselt, kein Gegentreffer in 31 Minuten)?

Don Jackson ist der Meister im Umgang mit Extremsituationen, davon künden seine acht Meistertitel als DEL-Trainer. Er will seiner Mannschaft nun vermitteln, dass sie nicht am Abgrund steht, sondern lediglich „in der Pflicht, das nächste Spiel zu gewinnen“. Um ein drittes für Samstag (17.30 Uhr) in München zu erzwingen. Dieses Auf und Ab und Hin und Her – es ist Playoff-Business.

Und doch anders in diesem Jahr. Best of Three. Mannheims Trainer Pavel Gross nannte es ein „Foul am Eishockey“, das die DEL zur „Lachnummer in Europa“ mache. Prompt verlor er gegen Straubing – und steckt in der gleichen Situation wie Jackson mit München.

DEL-Chef Gernot Tripcke ist vorbereitet auf Modus-Diskussionen: „Wer Meister wird, wird sagen, dass es ein guter Modus ist. Wer es nicht wird und glaubt, er hätte gewonnen, wird ihn schlecht nennen. Er wurde mit 14:0 Stimmen beschlossen.“

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