Mailand – Nein, sie ist noch nicht vorbei, die Europareise der Basketballer des FC Bayern. Mindestens einmal dürfen sie sich in dieser Viertelfinalserie der Euroleague noch versuchen. Und doch wehte gestern durch das Mailänder Mediolanum Forum schon ein Hauch von Abschied. Nach der herzzerreißenden Niederlage vom Dienstag kassierten die Münchner gestern in Teil zwei der Viertelfinals gegen Olimpia Mailand trotz einer deutlichen Leistungssteigerung nach dem Wechsel eine 69:80 (29:47))-Pleite.
0:2 also in der Serie nach dem Modus best of 5. Ok, das Team von Trainer Andrea Trinchieri, der sich gestern vor dem Schlussviertel mal wieder mit zwei Technischen Fouls vorzeitig verabschieden musste, darf sich nun wieder in eigener Halle versuchen, wo man in der Hauptrunde mit 13 Siegen die Nummer eins in der Königsklasse war. Doch es braucht schon viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Münchner nun drei Siege hintereinander gegen ein Team einfahren sollen, gegen das sie in dieser Saison in vier Begegnungen vier Mal leer ausgegangen waren,
Trinchieri hatte gestern ja schon vor dem Anwurf gemutmaßt, dass die Sache knifflig werden könnte. „Wir müssen in der Rotation kreativ sein“, sagte er mit Blick auf den Ausfall von Nick Weiler-Babb. Aus dem Zustand der us-amerikanischen Allzweckwaffe hatten die Bayern seit dessen Ausscheiden in der ersten Hälfte am Dienstag ja ein kleines Geheimnis gemacht. Sehnenverletzungen am Fuß, ja, aber das ist ein weiter Begriff. Irgendwann meldete sich Weiler-Babb selbst dann unter dem Titel „Update“ in den sozialen Medien zu Wort und erklärte mit Weiler-Babb-Lächeln, dass er im zweiten Viertelfinale leider nicht mitmachen könne. Wow.
Auf dem Feld bekamen die Bayern freilich schnell zu spüren, dass man den defensivstarken Guard bestens hätte brauchen können. Denn Mailand spielte die Playoff-Neulinge aus München von Beginn an schwindlig, ´allen voran der dynamische Kevin Punter (20 Punkte) rührte ganz anders als am Dienstag auch in der eigenen Zone Beton an. Zur Pause standen 18 Punkte Rückstand (29:47).
Gut, das war immerhin kein Neuland. Die Bayern hatten sich in dieser Saison in Europa ja schon des öfteren in scheinbar aussichtsloser Situation befunden und waren doch zurückgekehrt. Und die bekannten Mittel, viel Herz und viel Wucht, warfen sie ja auch diesmal ins Rennen. Zumindest ein Weilchen zahlte sich das ja auch aus. Wade Baldwin sammelte Punkte, 23 an der Zahl. Auch Jalen Reynolds (11) und Vladimir Lucic (11/8 Rebounds) steuerte wie schon so oft einige starke Aktionen bei. Man pirschte sich heran, Mitte des dritten Viertels verkürzte Routinier James Gist auf sechs Punkte (49:55).
Aber die Bayern versäumten es halt, aus ihrer Leistungssteigerung noch weiteres Kapital zu schlagen. Dass sich Andrea Trinchieri Ende des dritten Viertels so ausdauernd über eine Entscheidung der Unparteiischen ereiferte, dass er mit zwei Technischen Fouls in die Kabine musste, machte die Sache nicht leichter – Assistent Adriano Vertemati übernahm.
Und so fehlte den aufopferungsvoll kämpfenden Bayern im Endspurt die Stabilität. Die erfahrenen Mailänder brachten das Erfolgserlebnis am Ende relativ souverän ins Ziel. Und dürfen zumindest schon vom Finalturnier in Köln träumen.