München – Als Brigitte Beckenbauer im August 2015 das letzte Mal für die Medien fotografiert wurde, hätte der Anlass nicht trauriger sein können. Ihr jüngster Sohn Stephan, beliebter Jugendtrainer des FC Bayern, war mit 46 Jahren einem Gehirntumor erlegen. Hier saß die Mutter nun also in der Kirche Hl. Familie unweit der Säbener Straße. Einen schwarzen Schleier über dem Haar, tiefe Falten um Augen und Mundpartie. Erstarrt im Schmerz, während der befreundete Künstler Daniel Eichin das Lied „Amoi seng ma uns wieda“ anstimmte.
Nun ist Brigitte Beckenbauer, gebürtige Ingolstädterin, ihrem Sohn gefolgt. Vor wenigen Tagen verstarb sie im Alter von 76 Jahren. Die Beisetzung am Freitag fand unter strengen Corona-Auflagen im engsten Familienkreis statt. Beckenbauer hinterlässt Adoptivsohn Thomas (*1963), den der spätere Fußballkaiser Franz (75) aus seiner Beziehung mit Ingrid Krönke in die 1966 geschlossene Ehe brachte, sowie den leiblichen Sohn Michael.
Welch wichtige Rolle die in zweiter Ehe verheiratete Brigitte für ihren prominenten Gatten spielte, haben Weggefährten oft genug erzählt. Wesentlich reifer sei sie im Kopf gewesen, dazu loyal bis zur Selbstverleugnung. Sie führte den Libero als First Lady des Münchner Fußballs aufs gesellschaftliche Parkett und bis zu den Bayreuther Festspielen. Der Begriff Spielerfrau wurde auch von ihr geprägt, wenngleich nicht in der Ausprägung als gefürchtete Managerin vom Schlage einer Gaby Schuster, auch nicht im heutigen Sinne als öffentlichkeitssüchtiges Accessoire. Die zahlreichen Affären ihres Franzls ertrug sie; selbst als der Weltstar 1977 seine Steuerflucht nach New York antrat und die Ehe längst gescheitert war, blieb sie an seiner Seite, um den Schein zu wahren. „Das puritanische Land hätte einen eheflüchtigen Kaiser vermutlich sehr viel weniger herzlich willkommen geheißen“, schreibt Torsten Körner in seiner Beckenbauer-Biografie „Der freie Mann“. „Robert Schwan (Beckenbauers Manager, d. Red.) wusste, dass sein Schützling die Antrittszeremonien (…) unproblematischer mit der legitimen Partnerin absolvierte.“
Geschieden wurde die Ehe erst 1990, als Beckenbauer längst mit der früheren DFB-Sekretärin Sybille zusammenlebte und diese noch im selben Jahr heiratete. Auch zwei Jahrzehnte später, als Franz mit Heidi Burmester seine dritte Ehe einging, hielt Brigitte die Familie weiter zusammen. Jetzt hat ihr Herz aufgehört zu schlagen. lk