Super-League-Fiasko

Gerne öfter den Mund aufmachen

von Redaktion

DANIEL MÜKSCH

Es ist schwer zu sagen, an welchem Punkt das Kartenhaus der Super League begann, einzustürzen. Waren es die Bilder, wie aufgebrachte Liverpool-Fans ihre Trikots vor dem Stadion in Anfield verbrannten? Oder als ihr Trainer Jürgen Klopp sich öffentlich gegen den Zusammenschluss der zwölf Clubs gestellt hat? Oder womöglich erst als Pep Guardiola vom Premier-League-Primus Manchester City ähnlich wie Klopp argumentierte? Wann auch immer der erste Dominostein der Super League-Implosion auch gefallen ist – Hauptsache, er ist gefallen.

Und jetzt? Alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen in der Fußball-Welt? Mitnichten. So richtig und wertvoll die Kritik an dem Projekt von Juve-Präsident Andrea Agnelli auch gewesen ist, noch schöner wäre es gewesen, wenn man ähnliche Wortmeldungen bereits früher zu anderen Themen vernommen hätte.

Zum Beispiel zu WM-Vergaben nach Russland oder Katar. Oder zur permanenten Aufblähung der Champions League. Möglichkeiten, gegen die Auswüchse im Profi-Fußball zu protestieren, gibt es eigentlich unentwegt. Diese Themen umkurven die Verantwortlichen allerdings allzu gerne und schieben die Moral für das lukrative Geschäft gerne bei Seite. Mal will man den Sponsor aus einem Schurkenstaat nicht vergrätzen. Mal nicht die TV-Millionen riskieren, die für das nächste Top-Talent noch auf das eigene Bankkonto wandern müssen. Oder einfach nicht bei UEFA oder FIFA in Ungnade fallen.

Es ist schon auffällig, dass die Super League am lautesten von denen kritisiert wurde, die außen vor bleiben sollten und damit durch den neuen Wettbewerb mit schmerzlichen (finanziellen) Einbußen rechnen mussten.

Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Das macht die Idee hinter der Super League nicht weniger verwerflich und das Vorgehen der zwölf Club-Verantwortlichen nicht weniger skrupellos. Zum Glück gab es diesen Aufstand und dem entfesselten Fußball-Kapitalismus wurden seine Grenzen aufgezeigt.

Doch der nächste Sündenfall kommt bestimmt. Hoffentlich kämpfen die selben Personen dann auch wieder für mehr Moral im Profi-Fußball. Selbst wenn es das eigene Portemonnaie etwas schmaler machen sollte.

Daniel.Mueksch@ovb.net

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