Ingolstadt/München – Die Kabinentür hatten sie hinter sich geschlossen, sie standen im Gang, der zur Eisfläche führt, und noch einmal schlugen die Münchner Spieler unter Anfeuerung ihres Kapitäns Kony Abeltshauser die behandschuhten Fäuste gegeneinander. Sie wollten nicht schmucklos ausscheiden in dieser Viertelfinalserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) – doch genau das ist geschehen, aller Wiederauferstehungswille verpuffte. Der EHC München unterlag am Donnerstagabend 4:5 nach Verlängerung (1:1, 3:1, 0:2, 0:1) beim ERC Ingolstadt. Zusammengerechnet mit der 1:4-Heimniederlage vom Dienstag ist es in der Serie, die im Coronajahr auf ein Best of Three reduziert worden ist, ein 0:2. Die Saison ist für den EHC München im Viertelfinale beendet – so früh wie zuletzt 2015. Er ist das erste ausgeschiedene Team in den Playoffs 2021.
Don Jackson, der Trainer, hatte sein EHC-Team mit einem Mix aus Kontinuität und Veränderung auf dieses „Do or die“-Match eingestellt – oder wie EHC-Offensivkraft Frank Mauer es ausdrückte: „Spitz auf Knopf.“ Im Tor hielt Jackson an Danny Aus den Birken fest, obwohl er ihn im ersten Spiel nach einer halben Stunde durch Kevin Reich ersetzt hatte und der jüngere Konkurrent gegentorlos geblieben war. Dafür baute Jackson bei den Skatern um, da kam es sogar zu einem Positionswechsel: Yannic Seidenberg, der zuletzt als Stürmer ausgeholfen hatte, kehrte in die Abwehr zurück, der ohnehin offensiv ausgerichtete Abwehrmann Mathew Maione, zwei Tage zuvor auch an zwei Ingolstädter Toren beteiligt, wurde in den Angriff gestellt.
Erklärtes Ziel des EHC war es, das erste Tor zu erzielen – wegen der erhofften psychologischen Schubkraft. Tatsächlich gelang es den Münchnern, in der 12. Minute die Scheibe ins Ingolstädter Tor zu arbeiten (final durch Daryl Boyle). Trotzdem folgte die nächste kritische Situation. Denn der ERCI konnte 37 Sekunden vor der ersten Drittelpause ausgleichen und in der 25. Minute selbst 2:1 in Führung gehen.
„Wir haben noch genügend im Tank“, hatte Jackson seiner Mannschaft eingetrichtert. Und noch war das Energielevel hoch – vor allem bei John-Jason Peterka. Der Immer-noch-Teenager spielte in der 27. Minute seine Turbo-Schnelligkeit aus. Die Kurve hinterm Tor fuhr er so flink, dass Ingolstadts Torhüter Michael Garteig nicht mehr rechtzeitig ins freie Eck gleiten konnte, wo Peterka den Puck reinspitzelte – der gute alte Bauerntrick. „Es ist die pure Emotion, es geht ab auf dem Eis“, sagte er in der zweiten Drittelpause, in die der EHC mit einer 4:2-Führung gehen konnte: Ehliz (32.) und Ebbett (39.) trafen. Serie gekippt?
Da kennt man die Playoffs schlecht. Binnen 77 Sekunden stellten Simpson und Aubry, die beiden Ingolstädter Häuptlinge, auf 4:4, beim dritten Tor (50.) flutschte der Puck Danny Aus den Birken durch die Beine. Jedes Team drängte auf die Entscheidung. Sie wurde in die Verlängerung vertagt.
Motto dort: Scheiben und Männer vors Tor bringen. Und das gelang Ingolstadt besser. Es ging ganz schnell, Brendan DeFazio traf nach zwei Minuten, die der ERCI beherrscht hatte. Don Jackson: „Wir haben nach der 4:2-Führung Fehler gemacht, die bestraft wurden.“