Plädoyer gegen Hass und Hetze

von Redaktion

Hansi Flick stellt sich vor die Familie seines Gegenspielers Salihamidzic

VON MANUEL BONKE

München – Nach Bayern-Präsident Herbert Hainer stellt sich nun auch Trainer Hansi Flick gegen die Internet-Hetze gegen Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Nachdem Flick vor einer Woche öffentlich erklärte, dass er vorzeitig aus seinem Arbeitsvertrag raus möchte, musste sich Salihamidzic heftige Kritik gefallen lassen, dass er den Triple-Trainer vergrault habe. Unter anderem wurde eine Online-Petition mit dem Titel „Brazzo raus“ gestartet, die eine sofortige Vertragsauflösung des Sportvorstands fordert.

In den sozialen Medien wurde daraufhin in den vergangenen Tagen nicht nur Salihamidzic, sondern auch dessen Familie teilweise übel beleidigt. Ehefrau Esther und Sohn Nick sahen sich dazu gezwungen, auf ihren Instagram-Kanälen an die Vernunft der anonymen Hetzer zu appellieren. Nick bat darum, von Anfeindungen gegenüber seiner Mutter und Schwestern abzusehen. Er selbst würde das verkraften und könne damit umgehen. Die Kommentar-Funktionen wurden bereits teilweise abgestellt.

Zu viel für den Familienmenschen Flick! Angesprochen auf diese Verrohungen setzte er im Rahmen der Spieltagspressekonferenz zum Plädoyer gegen Hass und Hetze an: „Ich kann mir das nicht erklären, ich weiß auch nicht, wie viel Prozent diese Menschen ausmachen. Es sind Grenzen überschritten, das ist ein No-Go! Bei allen Dingen, die Brazzo und ich hatten, es ist nie ins Persönliche gegangen!“

Zwar hätten er und Salihamidzic in bestimmten Bereichen verschiedene Ansätze, doch das habe nichts mit mangelnder Wertschätzung auf persönlicher Ebene zu tun: „Wir haben sieben Titel in zwei Jahren zu feiern, das haben wenige in der Historie von Bayern. Da hat Brazzo einen enormen Anteil daran, dass wir so erfolgreich sind.“

Spürbar wütend wurde Flick, selbst Großvater zweier Enkeltöchter, als er über die Anfeindungen gegenüber Salihamidzic’ Familie sprach: „Jeder kann sich vorstellen, wie es ist, wenn seine eigene Familie so beschimpft wird. Brazzo hat eine sehr tolle Familie, ich kenne den Nick gut, ein ganz aufgeweckter, junger Mensch. Ich habe seine Frau kennengelernt, ich weiß, wie er über seine Familie denkt und spricht. Jeder von uns würde seine Familie entsprechend schützen. Jeder kann mitfühlen, wie das ist.“

Auch angesichts der jüngsten Fanjagd auf Schalke-Spieler und seinen eigenen Negativ-Erfahrungen nach seiner Kritik am SPD-Gesundheits-Experten Karl Lauterbach warnt Flick: „Wir müssen aufpassen, dass solche Dinge nicht an der Tagesordnung sind. Es geht hier nur um Fußball. Das ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Das Wichtigste sind Familie und Gesundheit. Das sind Sachen, die ich absolut missbillige, das geht überhaupt nicht!“

Oder, um es mit den Worten von Vereinsoberhaupt Hainer zu sagen: „Persönliche Angriffe und Hetze verurteilen wir auf das Schärfste – dafür gibt es beim FC Bayern nicht den geringsten Platz.“

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