Zwischen Vorfreude und Corona-Blues

von Redaktion

Zverev will das nächste Luxusauto – in München spricht er aber auch über mentale Probleme

VON DANIEL MÜKSCH

München – Wahrscheinlich dachte Alexander Zverev bei seiner jüngsten Immobilienplanung nicht an die BMW Open. Dennoch ergänzt sich Beides aktuell hervorragend: Deutschlands bester Tennisspieler hat in seiner Wahlheimat Monte Carlo nämlich gerade ein neues Heim bezogen. Ein wahrscheinlich nicht gerade günstiges Vergnügen. Aber immerhin mit drei Parkplätzen inklusive. Auf zweien stehen seine Siegerautos der BMW Open aus den Jahren 2017 und 2018. Und schon bald soll dort auch der letzte Platz belegt sein – mit dem Siegerauto aus dem Jahr 2021.

Daraus machte der 24-Jährige bei der Auftaktveranstaltung der diesjährigen BMW Open kein Geheimnis. „Ich bin hier an Nummer eins gesetzt, habe das Turnier bereits zweimal gewonnen, natürlich will ich es auch dieses Jahr gewinnen“, so die aktuelle Nummer sechs der Tenniswelt. Wobei die Voraussetzungen für eine baldige Vollauslastung der Zverevschen Parkmöglichkeiten im Fürstentum nicht berauschend sind. In seiner Wahlheimat an der Côte d’Azur unterlag er vor gut einer Woche beim ATP-Masters dem Belgier David Goffin. Dabei zwickte sein Ellbogen äußerst unangenehm. Insbesondere beim Aufschlag.

Ein Resultat seiner Aufschlagschwäche der letzten Jahre, die er mit intensivem Training zuletzt zwar kompensieren konnte, der Ellenbogen jedoch extrem belastet wurde. Wie Zverev berichtete, unterzog er sich in den letzten Tagen einer Eigenbluttherapie und hofft, dass er in der kommenden Woche auf der Anlage des MTTC Iphitos schmerzfrei servieren kann.

Um den Ellenbogen zu schonen, verzichtet er auf das Doppel mit seinem älteren Bruder Mischa. Der geht dafür mit dem gemeinsamen Kumpel Marcelo Melo an den Start.

Aus deutscher Sicht erhalten Philipp Kohlschreiber und Yannick Hanfmann Wildcards für das Einzel-Hauptfeld. Genau wie der US-Amerikaner Sebastian Korda. Der Sohn der tschechischen Tennislegende Petr Korda wird – wie alle anderen Profis auch – ohne Zuschauer durch den roten Sand rutschen. Noch vor wenigen Wochen hofften die Veranstalter, wenigstens auf die Erlaubnis für ein paar Zuschauer, hatten ein detailliertes Hygienekonzept entworfen. Die dritte Pandemie-Welle und ein Inzidenzwert in München konstant um die 150 machten diese Hoffnung aber wieder schnell zu nichte. Sportlich verpassen die Live-Zuschauer einiges: Glaubt man der Weltrangliste, machen Alexander Zverev und Jannik Sinner dieses Jahr den Sieg am Aumeister unter sich aus. Der Südtiroler spielt momentan noch beim Turnier in Barcelona und bezwang dort im Viertelfinale souverän die Nummer sieben der Welt, den Russen Andrey Rublev. Viele Experten sehen in Sinner gar einen zukünftigen Grand-Slam-Champion und Nummer eins der Welt. Sphären, die auch Alexander Zverev für sich beansprucht.

Doch über ein Jahr Pandemie macht es schwer, sich rein auf das Sportliche zu konzentrieren – wie Zverev unserer Zeitung am Rande der Veranstaltung verraten hat: „Seit neun Monaten bin ich jede Woche in einer Blase. Das macht es schwierig für den Kopf. Es fühlt sich an, als dürften wir nicht mit der frischen Luft atmen“, erzählt der zweifache BMW-Open-Sieger – und ergänzt: „Auch ich hatte in den letzten Monaten schon Wochen, in denen ich gedacht habe: Ich drehe durch! Zum Beispiel beim Hallenturnier in Rotterdam.“

US-Open-Sieger Dominic Thiem steckt seit Wochen in einer mentalen und sportlichen Krise. Wofür sein Kumpel Zverev Verständnis hat: „Ich habe mit ihm geredet und er tut sich einfach sehr schwer mit der Pandemie-Situation. Die Motivation ist in solchen Zeiten schwer. Wir hoffen alle, dass es im Laufe des Jahres zurück in die Normalität geht und es wieder mehr Freiheiten geben wird.“

Die man dann womöglich mit drei prall gefüllten Parkplätzen genießen kann.

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