Alles klar mit Nagelsmann

von Redaktion

Bayern offenbar mit RB-Coach einig – Wechsel hängt nur noch an der Ablöse

VON MANUEL BONKE UND JONAS AUSTERMANN

München – Julian Nagelsmann ist (fast) ein Roter. Der 33-Jährige steht unmittelbar vor einem Wechsel zum FC Bayern. Am Montag hat der Trainer von RB Leipzig seinen Club um die Freigabe gebeten. Die Sachsen wollen Nagelsmann aber nur vorzeitig aus dem noch bis 2023 laufenden Vertrag lassen, wenn sie eine Ablösesumme erhalten. Über die Höhe dieser Zahlung verhandeln nun die beiden Clubs, gestern ließ eine Einigung noch auf sich warten.

Klar ist nach Informationen unserer Zeitung, dass sich Club und Trainer auf eine Zusammenarbeit ab Sommer verständigt haben. Nagelsmann soll i München jährlich acht Millionen Euro verdienen. Die Ablöse für ihn dürfte sich im Bereich zwischen 20 und 25 Millionen Euro bewegen. Damit würde der gebürtige Landsberger zum teuersten Coach der Welt werden. Bislang lag der Rekord für einen Trainerwechsel bei 15 Millionen für (André Villas-Boas vom FC Porto zum FC Chelsea)..

Nun also Nagelsmann. Vorige Woche hatten die Bayern-Bosse Kontakt zu ihren Leipziger Kollegen aufgenommen, um die Möglichkeit einer Nagelsmann-Verpflichtung auszuloten. Am Wochenende nahmen die Verhandlungen richtig Fahrt auf. Der Trainer selbst hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihn die Aufgabe in München früher oder später reizen würde. Ende 2020 erklärte Nagelsmann: „Grundsätzlich ist der FC Bayern ein Riesenverein und der erfolgreichste Club Deutschlands. Wenn dein Name da genannt wird – auch wenn es nur medial ist – ist es ja besser, als wenn dein Name nicht genannt wird.“ Die Gerüchte bezeichnete er im Winter noch als „abstrakt“, jetzt wurden sie schneller konkret als gedacht.

Offen ist bisher noch, ob der FC Bayern wenigstens einen Teil der Ablöse durch den vorzeitigen Abschied von Hansi Flick, 56, reinholen kann. Der Münchner Erfolgstrainer hatte nach dem Scheitern im Champions-League-Viertelfinale vor 14 Tagen mitgeteilt, dass er ebenfalls vorzeitig aus seinem bis 2023 datierten Vertrag raus will. Flick sieht nicht zuletzt durch die Unstimmigkeiten mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic keine Basis mehr in München. Zudem lockt Flick die Aussicht, nach der Europameisterschaft den Bundestrainer-Posten von Joachim Löw zu übernehmen.

Ablösefrei wollen die Münchner ihren Sextuple-Coach nicht ziehen lassen. Der DFB erklärte in Person von Vizepräsident Rainer Koch aber , dass der Verband keinen Trainer mit einem bestehenden Vertrag verpflichten werde. Ergo will der DFB für den Löw-Ersatz auch kein Geld in die Hand nehmen. „Der DFB wird keine Ablösesummen zahlen, weil er noch nie Ablösesummen gezahlt hat und weil er als gemeinnütziger Verband im Übrigen sich schwer tut, dies zu tun“, sagte Koch in der BR-Sendung „Blickpunkt Sport“.

Dadurch, dass mit Nagelsmann bereits ein kostspieliger Nachfolger für Flick bereit steht, hat sich die Verhandlungsposition des FC Bayern nicht verbessert. Flick war mit seinem Wunsch nach Vertragsauflösung nach dem Sieg in Wolfsburg am 17. April an die Öffentlichkeit gegangen. Die Clubführung „missbilligte die einseitige Kommunikation“.

Gut möglich, dass Flick nun selbst für den Traum von Bundestrainer-Posten zahlen muss – zum Beispiel in Form eines Gehaltsverzichts.

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