Nicht lange fackeln, Tatsachen schaffen, an einem Tag damit rauskommen, für den es nicht erwartet wird: Der FC Bayern hat sich am Montag, zu Beginn der fast zweiwöchigen Pause in der Bundesliga, auf Julian Nagelsmann als künftigen Trainer festgelegt.
Dass es schon jetzt dazu kommt, ist überraschend, weil man Nagelsmann als Kandidaten wahrgenommen hat, der für den größten Verein in Deutschland erst mittelfristig interessant wird. Wenn er mehr als Hoffenheim und eine Episode Leipzig hinter sich, wenn er mit älteren und etablierteren Spielern als denen aus den Projekt-Clubs gearbeitet hat, wenn er selber nicht mehr so spielerjung ist. Ein Bayern-Alter wäre 36 oder 38 – hingegen wirkt 33 schon verdammt jung. Aber nun gut: Das resultiert aus den besonderen Umständen, aus der Kettenreaktion, die der bevorstehende Rücktritt von Bundestrainer Löw ausgelöst hat. Auch der ungeschickte Umgang mit Hansi Flick dürfte dazu beigetragen haben, dass der FC Bayern zu einem Zeitpunkt, zu dem er nicht damit gerechnet hätte, eine überzeugende Lösung braucht.
Was noch zu klären wäre: Werden die Bayern die immense Ablöseforderung erfüllen, die Leipzig in den Raum gestellt hat? Grundsätzlich gilt: Ein Verein, der auf einen Trainer setzt, diesen aber verliert, weil er ihm von einem Konkurrenten abgeworben wird, sollte ein Anrecht auf Entschädigung haben. So wird es auch in den Fällen von Marco Rose und Adi Hütter gehandhabt, die ihre Vereine verlassen, diese aber mit einem längeren Verbleib hätten rechnen dürfen. Aufgerufen sind in diesen Fällen 5 und 7,5 Millionen Euro. Im hochpreisigen Fußball eine bessere Verwaltungsgebühr – aber bei dieser Dimension sollte es auch bleiben.
25 oder 30 Millionen bezahlt kein vernünftiger Club für einen Trainer. Für einen Spieler kann man viel Geld ausgeben, weil man sich seiner Dienste für einige Jahre sicher sein kann. Der Wiederverkaufswert nicht so arg leiden wird, wenn der Spieler nicht passt wie erwünscht. Die Haltbarkeit eines Trainers ist kürzer, und sein Wert sinkt auf Null, wenn man ihn feuert. Es ist nicht gesagt, dass eine hohe Ablöse ihn aufwertet und ihn schützt.
Gerade bei Bayern hat sich gezeigt, wie unerwartbar und widersinnig Entwicklungen auf der Trainerposition sein können.
Guenter.Klein@ovb.net