Madrid – Das Wiedersehen auf dem Rasen dürfte nicht gerade von Herzlichkeit geprägt sein. Der Ärger von Real Madrids Präsident und Mitinitiator der Super League Florentino Perez war jedenfalls groß, dass der FC Chelsea als erster englischer Club beim geplanten Megadeal einen Rückzieher machte und somit das Kartenhaus mit zum Einsturz brachte. Nur eine Woche nach dem Wirbel um das gescheiterte Milliardenprojekt der zwölf Abtrünnigen treffen sich am Dienstag (21.00 Uhr/Sky und DAZN) beide Vereine zum Halbfinal-Hinspiel der Champions League in Madrid.
„Ich denke, einer der sechs Premier-League-Clubs war nicht wirklich von dem Projekt überzeugt, der Rest wurde davon angesteckt“, sagte Perez in einem Radio-Interview. Welchen Club er gemeint hat, liegt auf der Hand. Am vergangenen Dienstag hatten zahlreiche Chelsea-Fans vor dem Stadion an der Stamford Bridge lautstark gegen die Pläne des Geldadels protestiert, woraufhin die Chelsea-Verantwortlichen ihren Ausstieg signalisierten. Am Ende des Tages hatten die sechs Premier-League-Vereine allesamt einen Rückzieher gemacht und das Projekt war (fürs Erste) gestorben.
Chelsea-Trainer Thomas Tuchel will sich vor dem Duell lieber mit dem Sportlichen beschäftigen, die Aufgabe ist ohnehin anspruchsvoll. „Es könnte nicht schwieriger sein, gegen ein Team zu spielen, das die Champions League in den vergangenen Jahren regiert hat“, sagte der Coach. 13 Mal gewannen die Königlichen bereits den Henkelpokal, allein viermal in den vergangenen sieben Spielzeiten. Für Chelsea ist es dagegen das erste Halbfinale in sieben Jahren.
Und trotzdem sind die Blues nicht chancenlos, was viel mit Tuchel zu tun hat. Seit der deutsche Coach Ende Januar die Nachfolge von Frank Lampard angetreten hat, ist das Team wie ausgewechselt. In der Premier League stürmte das Team um die DFB-Stars Timo Werner, Kai Havertz und Antonio Rüdiger bis auf Platz vier vor, im FA-Cup-Halbfinale wurde der designierte Meister Manchester City ausgeschaltet. In 16 von 21 Spielen blieb Chelsea ohne Gegentor.
Sogar der lange Zeit formschwache Werner erzielt inzwischen wieder entscheidende Tore wie beim 1:0 gegen West Ham United. „Jetzt wollen wir auch das Finale erreichen“, sagte der Stürmer und ergänzte: „Letztes Jahr habe ich ab dem Viertelfinale (mit Leipzig) wegen meines Wechsels und wegen Corona nicht mehr gespielt. Dafür habe ich in Deutschland viel Kritik erhalten. Nun habe ich es ein Jahr später mit meinem neuen Club wieder erreicht. Das ist eine gute Sache, allen zu zeigen, dass ich es nicht nur mit einem Team schaffen kann. Es macht mich stolz und hungrig, das Finale zu erreichen und es womöglich zu gewinnen.“ dpa