München – Die Bayern-Amateure taumeln als amtierender Drittliga-Meister dem Abstieg und somit dem Amateurfußball in der Regionalliga entgegen. Am Montagabend setzte es mit einer 0:4-Pleite gegen Saarbrücken die höchste Saisonniederlage. Das neue Cheftrainer-Duo Danny Schwarz und Martin Demichelis schien nach der Partie ratlos – und wählte drastische Worte. „Für mich ist nur wichtig, was wir auf den Platz bringen. Da haben wir in der ersten Halbzeit überhaupt nicht stattgefunden. Das war ähnlich wie gegen Zwickau, da haben wir auch nicht ins Spiel gefunden. Mit der ersten Aktion von Saarbrücken fällt gleich das 1:0. Wir haben Jugendfußball gegen Herrenfußball gespielt. In jedem Zweikampf waren wir zweiter Sieger“, schimpfte Schwarz nach der Pleite bei Magenta Sport.
Die Münchner Reserve steht aktuell auf einem direkten Abstiegsplatz mit zwei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer. Aber wie konnte die Überflieger-Mannschaft der vergangenen Saison so abbauen?
Trainerwechsel: Recht kurzfristig vor Saisonstart, am 18. August, wurde der Wechsel von Amateur-Erfolgstrainer Sebastian Hoeneß als Cheftrainer zur TSG Hoffenheim bekannt. Bereits einen Monat später startete die neue Spielzeit. Die Campus-Verantwortlichen hatten also nicht wirklich viel Zeit, sich nach einem neuen Trainer umzuschauen. Also sprang Campus-Vizechef Holger Seitz ein und übte fortan eine Doppel-Funktion aus. So richtig konnte die Mannschaft den Spielstil von Seitz wegen des vollgepackten Corona-Spielplans aber nicht verinnerlichen. Für den Trainer war die Belastung wegen seiner Zweifach-Tätigkeit enorm. Kürzlich übernahmen dann Schwarz und Demichelis für Seitz, und die Spieler mussten sich wieder auf neue Trainer einstellen. Das klappt bisher nicht.
Abgänge: Die „Bayern-Amateure“ mussten im Sommer die Abgänge zahlreicher Leistungsträger hinnehmen. Vor allem der Abschied von Torjäger „Otschie“ Wriedt (26), der zu Willem II in die niederländische Eredevisie wechselte, schmerzte. Immerhin hatte der Angreifer in der Vorsaison 24 Treffer erzielt. Neben Wriedt schloss sich auch Leistungsträger Derrick Köhn (22) den Holländern an. Der Linksverteidiger hatte es als Defensivspieler auf beeindruckende acht Torvorlagen gebracht. Mert Yilmaz (21) wechselte in die Türkei zu Alanyaspor. Außerdem gingen viele Spieler, die stets zwischen Profis und Amateuren pendelten, im Laufe der Saison Leihgeschäfte ein. So wie Lars Lukas Mai (Darmstadt), Michael Cuisance (Marseille), Joshua Zirkzee (Parma), Oliver Batista Meier (Heerenveen), oder Sarpreet Singh, der mittlerweile wieder vorzeitig aus Nürnberg zurückgekehrt ist. Auch wenn es für sie bei den Profis nicht reichte, waren sie in der Dritten Liga absolute Leistungsträger.
Corona-Situation: Die überragende letztjährige Rückrunde hatte auch mit der Corona-Unterbrechung zu tun. Während die meisten anderen Drittliga-Clubs noch pausieren mussten, konnten die Amateure den Trainingsbetrieb wegen ihrer einmaligen Infrastruktur am Campus früh wieder aufnehmen.