Mit dem Rücken zur Wand

von Redaktion

Bayerns Basketballer kämpfen gegen das Aus in den Euroleague-Playoffs gegen Mailand

VON PATRICK REICHELT

München – Von München nach Köln ist es ja eine vergleichsweise überschaubare Strecke für eine Mannschaft, die in diesem Winter schon eine gut fünfstellige Zahl an Reisekilometern zurückgelegt hat. Gut sechs Stunden dauert für gewöhnlich dieser Trip. Doch für die Basketballer des FC Bayern könnte der Schauplatz des Finalturniers der Euroleague im Moment nicht weiter entfernt sein.

Nach den beiden Niederlagen bei Olimpia Mailand in der Vorwoche stehen die Bayern in den Playoffs der Königsklasse mit dem Rücken zur Wand. Verliert man auch heute (20.45 Uhr/MagentaSport) beim Wiedersehen im Audi Dome, dann wäre Schluss mit Europa, der Traum von der Kölnarena dahin. Der Abschied mit komplett leeren Händen ist dann doch ein Szenario, mit dem sich die Münchner kaum anfreunden können. „Keiner will hier mit 0:3 rausgehen“, sagte Nationalspieler Paul Zipser.

Dass man das Zeug dafür hat, die Serie zumindest noch bis zu einem möglichen vierten Spiel am Freitag zu verlängern, daran will bei den Bayern niemand ernsthaft zweifeln. Klar, das fürchterliche 62:100 am Sonntag gegen Berlin mag nicht unbedingt ein Stimmungsaufheller gewesen sein. Aber für Sportchef Daniele Baiesi war die Pleite nebensächlich, weil erklärbar. Müdigkeit in Körper und Geist sowie stark aufspielende Albatrosse hatten seinen Bayern nie den Zugriff auf das Spiel erlaubt: „Und irgendwann nimmst du es einfach in Kauf.“ Auswirkungen auf den heutigen Showdown gegen das Team von Ettore Messina erwartet er nicht.

Was für Baiesi vielmehr zählt, ist, dass man sich in Mailand trotz des 0:2 weitgehend auf Augenhöhe bewegt hat. Eine etwas andere Schlusssekunde im ersten Treffen und „wir hätten jetzt ein 1:1 und niemand würde sich Gedanken machen. Und das hätten wir auch verdient.“

Letztlich wird es nun die Frage sein, wie schnell die Bayern-Profis lernen. Die Münchner Playoff-Novizen zahlten Lehrgeld gegen ein Team, dessen Stars wie Sergio Rodriguez genau wissen, was in den heißen Momenten der K.o.-Spiele zu tun ist.

Für das Wiedersehen haben sich die Bayern nun vorgenommen, mehr zu handeln als zu reagieren. „Wir wollen unser Offensivspiel durchziehen“, sagte Zipser. Baiesi ist zumindest überzeugt, dass das Selbstvertrauen seiner Profis aus der grandiosen Hauptrunde keinen Schaden genommen hat. „Die Spieler sind absolut überzeugt, dass sie alle Gegner schlagen können“, sagte Baiesi, „das haben sie sich in der Hauptrunde ja auch bewiesen.“

Ob der Heimvorteil dabei en Faktor werden könnte? Vom Blick auf die Statistik, die den FC Bayern immerhin als heimstärkstes Team der Hauptrunde ausweist, hält der 45-Jährige wenig. „Klar, ich glaube, dass der Druck unserer Fans in der Halle immens sein wird“, sagte er Augen zwinkernd, „ganz ehrlich, ich glaube nicht an die Bedeutung von solchen Zahlen.“

Wobei für den Münchner Kaderplaner auch ein „zu null“ gegebenenfalls wenig Schrecken hätte. „Wenn es so kommen sollte, dann werden wir Mailand gratulieren“, sagte er. Für Baiesi geht es in diesen Tagen ohnehin vor allem ums Erfahrungen sammeln. Für den Spieler wie für den ganze Verein. „Wenn sie uns in der Serie jetzt wirklich schlagen sollten, dann werden wir alles dafür tun, dass wir irgendwann in die Position kommen, dass wir mit anderen machen, was sie mit uns gemacht haben.“

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