Jekaterinburg – Schachweltmeister Magnus Carlsen hatte vor dem WM-Kandidatenturnier eher auf Fabiano Caruana oder Ding Liren getippt. Jan Nepomnjaschtschi (30) war aus Sicht des Norwegers „ein interessanter Außenseiter“. Nun hat sich der Russe in Jekaterinburg bereits vor der letzten Runde als WM-Herausforderer durchgesetzt. Seine Glückwünsche übermittelte ihm Carlsen auf Twitter mit einem Wortspiel: „Time to say Dubai“. Das Emirat Dubai ist vom 24. November an Austragungsort ihres mit zwei Millionen Euro dotierten Titelkampfes über 14 Partien.
Nepomnjaschtschis Aufstieg in die Weltspitze lief nicht reibungslos. Als U10- und U12-Weltmeister ließ er früh sein Talent aufblitzen. Mit 19 wurde er Europameister und russischer Meister. Doch Einladungen zu Weltklasseturnieren ließen auf sich warten. Er beschäftigte sich mit Computerspielen wie DOTA oder dem Kartenspiel Hearthstone, schaute viel Fußball. „Ich habe mich als Schachprofi betrachtet, aber nicht wie ein echter Profi gearbeitet“, sagt er rückblickend. Dass er sich gleich bei seiner ersten Teilnahme an einem Kandidatenturnier durchgesetzt hat, führt Nepomnjaschtschi darauf zurück, dass er die beiden vorigen Auflagen intensiv als Kommentator verfolgte. Das Gelernte fasst er so zusammen: „Man darf sich nicht verrückt machen und möglichst nicht verlieren. Lieber mal ein langweiliges Remis.“
dpa