München – Es gab ja nicht mehr viele, die in diesen Euroleague-Playoffs noch auf den FC Bayern gesetzt hätten. Gestern aber schickten die Münchner an die Zweifler ein deutliches Signal: Jawohl, wir leben noch. 85:79 (39:35) setzten sie sich im dritten Viertelfinale gegen Olimpia Mailand durch. Nur noch 1:2 also in der Serie nach dem Modus best of 5 – zumindest darf man noch ein viertes Mal ran: Am Freitag (20.45 Uhr) sehen sich die beiden Teams im Audi Dome wieder. „Das fühlt sich gut an“, meinte Paul Zipser cool. Trainer Andrea Trinchieri blickte kurz nach Spielende nach vorne: „In 48 Stunden müssen wir mindestens das gleiche liefern.“
Für die Bayern war die Sache klar – die Devise konnte nur lauten: Gar nicht drüber nachdenken was war. Nicht in Mailand und schon gar nicht beim fürchterlichen Debakel gegen Berlin. Alles rein, was noch im Tank ist in dieses dritte Viertelfinale.
Und der Plan ging ja auch erst einmal ganz gut auf. Die Bayern, bei denen Trainer Andrea Trinchieri seinem Landsmann Diego Flaccadori eine frühe Bewährungsprobe erhielt, ging mit Dampf aufs Feld. Machte hinten so dicht wie noch nie in diesen Playoffs. Und vorne? Suchte man viel entschlossener den Weg zum Korb als das in der Lombardei gelungen war. Man warf nicht viel, aber was die Bayern warfen, fand meist den Weg ins Ziel. Die ersten drei Distanzwürfe etwa -– drin. Heraus sprang ein 23:9 nach dem ersten Viertel, das ließ sich gut an.
Aber es war klar: Die wahre Reifeprüfung würde kommen. Zu den Lehren der Bayern aus den ersten Auftritten in Mailand gehörte sicherlich, dass man es mit einem Gegner zu tun hat, der Erfahrung hat und zulegen kann, wenn es wichtig wird.
Und das taten die Italiener ja auch, natürlich. Vor allem der frühere Bayern-Regisseur Malcolm Delaney wirbelte, wann immer Mailand ihn brauchte. Er warf, 18 Punkte standen für ihn letztlich zu Buche. Und Delaney hängte den Gastgebern Fouls an, alleine in der ersten Halbzeit deren sieben. Das Interessante war: anders als noch bei bei den beiden Auswärtsspielen hatten die Münchner schnelle Antworten. Mittel um die Mailänder Welle zu brechen. Da staunte sogar der verletzte Nick Weiler-Babb: „Wir spielen richtig gut.“
Weil aber auch die Spieler ein deutliches Zeichen setzten, die im ersten Teil dieser Viertelfinalserie unter dem Radar geblieben waren. Allen voran Vladimir Lucic. Am Serben, den viele sogar als einen der besten fünf Akteure der Hauptrunde sahen, waren die Partien in Mailand weitgehend vorbeigelaufen. Das schien er diesmal alles nachholen zu wollen: Vier von fünf Distanzwürfen saßen, 27 Punkte, sieben Rebounds, zehn Fouls verursacht – ein Bombenauftritt des Unverwüstlichen. Da war auch das „Wade-Problem“ dieses Abends zu verkraften. Wade Baldwin mühte sich redlich und blieb doch unglücklich. Der vorzeitige Abschied mit fünf Fouls passte ins Bild.
Machte aber nichts an diesem Abend. Weil die Bayern als Team über weite Strecken gut funktionierten. Und weil die Bayern Lucic hatten, der in der wackeligen Schlussphase von der Freiwurflinie alles klarmachte.