München – Julian Nagelsmann betonte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt, nachdem sein bevorstehender Wechsel zum FC Bayern offiziell verkündet war, dass er seinen Cheftrainer-Vertrag bei RB Leipzig nur für „diesen einen Club“ aufgelöst hätte. Am 33 Jahre alten Trainer-Überflieger hatten in der jüngeren Vergangenheit mehrere europäische Topvereine Interesse. Dass Nagelsmann nach seinen ersten beiden Profi-Trainer-Stationen in Hoffenheim und Leipzig keinen Zwischenschritt à la Borussia Dortmund oder Tottenham Hotspur mehr brauchen würde, um einen absoluten Topclub zu trainieren, war spätestens seit seinem Champions-League-Halbfinaleinzug vergangenen Sommer mit Leipzig klar.
Das ist auch dem amtierenden Weltfußballer und Bayern-Star Robert Lewandowski nicht verborgen geblieben. „Ich kenne Julian Nagelsmann nicht gut, aber was ich sagen kann: Er schafft es immer, Mannschaften auf ein Niveau zu heben, das man ihnen nicht zutraut. Die Performance der Mannschaften liegt bei Nagelsmann meistens über den Erwartungen, über der Summe der Qualität der Einzelspieler“, lobte der polnische Superstürmer seinen künftigen Coach. Und auch für Nagelsmann war früh in seiner Laufbahn klar: Sein Trainer-Traumziel ist der deutsche Rekordmeister. Ab 1. Juli ist er nun ganz offiziell der Ober-Bayer.
Wer verstehen möchte, weshalb die Roten schon immer eine solch große Anziehungskraft auf den Fußballlehrer ausübten, muss neben dem Trainer auch den Menschen Julian Nagelsmann betrachten. Das hat nicht nur damit zu tun, dass der Noch-Leipziger im oberbayerischen Landsberg am Lech geboren und im dortigen Umland in Issing aufgewachsen ist. Er identifiziert sich mit seiner Herkunft, der heimischen Kultur – und liebt die bayerischen Berge ganz besonders.
Nagelsmann ist auch Familienmensch durch und durch. Er wächst mit seinem älteren Bruder André und Schwester Vanessa auf. Sein großer Bruder bringt ihm in der F-Jugend des FC Issing als Co-Trainer die ersten Spielzüge im Fußball bei. Später wechselt Julian zum FC Augsburg und von dort zum TSV 1860 München, wo er u. a. als Kapitän die U17 anführt.
Seine Liebe zur Stadt München hat er auch während seiner Zeit in Hoffenheim und Leipzig nie verloren, wie Nagelsmann unserer Zeitung verriet: „Meine Frau und ich sind dort geboren und aufgewachsen. Dann darf man die Schönheit der Stadt auch nicht außer Acht lassen und die vielen Freunde, die in und um München leben. Ich liebe auch die Nähe zu den Bergen und den Kontrast, den diese Stadt bietet: Auf der einen Seite das Großstädtische und auf der anderen Seite das viele Grün durch den Englischen Garten oder die Isarauen.“
Seine Familie lebt nach wie vor im Münchner Umland. Dass Nagelsmann ein absoluter Naturbursche ist, zeigt auch seine Liebe zu den Bergen: Dort versucht er so häufig wie möglich Energie zu tanken – sei es bei Wanderungen in den Alpen oder bei steilen Anstiegen mit dem Mountainbike wie beispielsweise an der Kampenwand: „Kein Müll, keine Menschenmassen, keine Autos: Diese Reinheit und Freiheit, das liebe ich einfach.“
Gleiches gilt für Weißwürste. Auch die liebt der neue Bayern-Trainer.