Nagelsmann will den Bayern-Turbo zünden

von Redaktion

Schnelle Balleroberung, schneller Abschluss: Auch in München wird der Coach auf Tempo setzen

München – Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Der letzte Trainer, der es länger als ein halbes Jahrzehnt auf der Bank des FC Bayern überlebt hat, war ein gewisser Ottmar Hitzeld – von 1998 bis 2004. Dass die Bosse an der Säbener Straße Julian Nagelsmann nun bis 2026 gebunden haben, zeugt nicht nur von ihrem Vertrauen in die Fähigkeiten des 33-jährigen Landsbergers, sondern ist zugleich Signal, dass er die Zeit bekommt, die er für seine FCB-Revolution braucht. Und wer Nagelsmanns Arbeit über die vergangenen Jahre verfolgt hat, der dürfte wissen, dass diese insbesondere taktischer Natur ausfallen wird. Nagelsmanns Taktiktafel im Check:

Ein Aspekt, der sich im Vergleich zu Vorgänger Hansi Flick nur in Nuancen ändern dürfte, ist das überfallartige Pressing nach Ballverlust. Für die beiden Fußballlehrer galt und gilt: Das Leder muss nach Ballverlust so schnell wie möglich wiedererobert werden, um die Unordnung des Gegenübers nach Ballgewinn auszunutzen. Die Folge: Keine Mannschaft schoss in der vergangenen Saison so viele Tore nach Balleroberung in der gegnerischen Hälfte wie RB. Nagelsmann gibt seinen Mannschaften für diese Balleroberungen fünf Sekunden Zeit – und steht dafür im Training gerne auch mit Stoppuhr in der Hand an der Seitenlinie.

Die taktische Ausrichtung könnte mit Blick auf die Flick-Bayern schon variieren. Während seiner Zeit in Hoffenheim machte Nagelsmann die Dreier- bzw. Fünferkette nach Ballverlust salonfähig. Ähnlich wie in Leipzig dürfte der Coach seine Bayern aufgrund des Offensivpotenzials aber auch gern mit vier Abwehrspielern aufbauen lassen. Lucas Hernández, Dayot Upamecano und Niklas Süle bilden den Abwehr-Block, der von Alphonso Davies und/oder Benjamin Pavard auf tief agierenden Flügeln unterstützt wird. Insbesondere den Kanadier könnte der Trainer – ähnlich wie Angeliño bei RB – auf ein neues Level heben.

Und im Ballbesitz? Muss es schnell gehen. Nagelsmann will, dass seine Mannschaften den direkten Weg zum Tor suchen. Umso weniger Pässe dafür vonnöten sind, umso besser. Für seine überfallartigen Angriffe verfügt der neue Mann bei Bayern über noch geeigneteres Spielermaterial als in Leipzig. Serge Gnabry, Leroy Sané, Kingsley Coman und Davies bringen die nötigen PS mit, die Joshua Kimmich mit schnellen, präzisen und den Raum suchenden Bällen in Szene setzen soll. Sein Spezl Leon Goretzka ist als pressingstarker, vertikaler, passsicherer und zudem torgefährlicher Spieler Gold wert, um die Bayern insbesondere in des Gegners Hälfte zu einer noch furchteinflößenderen Angriffsmaschine zu entwickeln.

Hier gilt aber: Ein Spieler muss immer die Rollen mehrerer Spieler ausfüllen. Leipzigs Dani Olmo über Nagelsmanns Anforderungsprofil: „Es gibt bei uns nicht den Stürmer, den Spielmacher oder den Außen. Fast alle müssen mehrere Rollen ausfüllen, und ständig werden die Aufgaben, die jeder erfüllen muss, verändert – auch mitten im Spiel.“ Das gilt auch für Talente wie den 18-jährigen Jamal Musiala. Nagelsmann: „Es ist ein Trugschluss, dass du als 18-jähriger Spieler drei oder vier Jahre Zeit hast, um dich zu entwickeln. Das ist mir relativ egal, denn ich will Titel gewinnen. Daher muss eine Entwicklung sehr, sehr schnell gehen.“ Vor allem bei Bayern. JOSÉ CARLOS MENZEL LÓPEZ

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