Neuer Schwung für Tokio

von Redaktion

TURNEN Unterhachinger Lukas Dauser will nach der erfolgreichen EM richtig angreifen

VON NICO-MARIUS SCHMITZ

München – Die Euphorie ist noch nicht verflogen. Am Sonntag belohnte sich Lukas Dauser bei der Europameisterschaft in Basel nach einer starken Leistung am Barren mit der Bronzemedaille. Es war der erste internationale Wettbewerb der Turner seit über 18 Monaten. Und dann gleich ein solches Ausrufezeichen. Bei Dauser – der für den TSV Unterhaching startet und im Landkreis Ebersberg aufgewachsen ist – hat die erfolgreiche EM das Selbstvertrauen noch mal gestärkt: „Die Motivation ist größer denn je. Ich habe richtig Lust, nach meinen freien Tagen wieder in die Halle zu gehen und anzugreifen.“

Neuer Schwung für die anstehende Olympiavorbereitung also. Rund 28 Stunden verbringt Dauser pro Woche in der Halle. Hinzu kommen drei bis vier Stunden Physiotherapie, drei Stunden regenerative Maßnahmen und eine halbe Stunde mit dem Mentaltrainer. Der Kopf, sagt Dauser, ist beim Turnen in den entscheidenden Momenten wichtiger als die Arme. „Im Finale stehen nur gute Turner, die ihre Übungen alle schon tausende Male erfolgreich absolviert haben. Es entscheidet sich im Kopf, wer die Medaillen holt.“ Die mentale Fitness sei extrem wichtig. Die entscheidende Frage sei bei jedem Wettkampf aufs Neue, wer dann abliefert, wenn es drauf ankommt.

Dauser liefert ab. 2017 etwa: Vize-Europameister, Deutscher Mehrkampfmeister, die Silbermedaille im Gesamtweltcup. Nach einem Kreuzbandriss kämpfte sich der 27-Jährige zurück, belohnte sich bei der WM 2018 in Doha mit zwei Finalplätzen im Mehrkampf und am Barren. Vor der Heim-Weltmeisterschaft 2019 brach sich Dauser im Juni einen Mittelhandknochen. Und schaffte es trotzdem fünf Monate später bei der WM in Stuttgart ins Finale, verlor jedoch am Barren die Balance.

Für Dauser ist es ein Privileg, Spitzensportler zu sein. Dementsprechend akribisch treibt er seine Karriere voran. Und ist sich nicht zu schade, auch mal alles zu hinterfragen. So war es nach Bekanntgabe der Verschiebung der Olympischen Spiele im letzten Jahr. Er entschied sich dazu, nach acht Jahren den Olympiastützpunkt in Berlin zu verlassen, und wechselte nach Halle.

Nach drei Jahren mit Trainer Robert Hirsch vertraut Dauser nun auf Hubert Brylok. „In Berlin war es irgendwann immer nur noch das Gleiche.“ Durch ein neues Umfeld wollte sich Dauser wieder neu herausfordern. Neue Impulse setzen. Ob sich der Schritt gelohnt hat? „Die Leidenschaft, die vorher etwas eingeschlafen war, ist wieder voll zurück“, erzählt er.

Mit dieser Leidenschaft geht Dauser die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio an. Die erste Qualifikation findet vom 3. bis 6. Juni in Dortmund statt, die zweite am 12. und 13. Juni in München. Heimspiel. Spätestens dann wird Dauser auch den Schwierigkeitsgrad seiner Übung im Vergleich zur Europameisterschaft in Basel wieder erhöhen. Durch das Element Tsolakidis wird aus der 6,4 eine 6,8. Zur Einordnung: „Weltweit gibt es derzeit nur drei Leute, die eine 6,8 im Schwierigkeitsgrad turnen.“

Derzeit steht es zwar noch nicht zu 100 Prozent fest, aber vermutlich wird Dauser in den nächsten Wochen seine Impfung erhalten. Für den Athletensprecher ist das „absolut vertretbar“: „Klar ist aber auch: Vor drei Monaten habe ich noch ganz anders darüber gedacht. Es gibt deutlich wichtigere Gruppen als Sportler, die auch zu Recht absolut Priorität hatten. Aber aktuell würden wir keinen Risikogruppen die Impfdosen wegnehmen“, erklärte der gebürtige Ebersberger.

Für die Olympischen Spiele hat sich Dauser kein konkretes Ziel gesetzt. Er wolle Olympia in erster Linie genießen, auch wenn es besondere Spiele werden. Und klar, in einem olympischen Finale zu stehen, sei ein großer Traum: „Aber ich mache mir keinen besonderen Druck“, sagt Dauser, „es kann während des Wettbewerbs so schnell gehen, dass du entweder ganz vorne oder ganz hinten landest.“

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