Revolution oder Rohrkrepierer?

von Redaktion

Formel 1 testet drei Rennen im Sprintformat – Premiere wohl in Silverstone

VON RALF BACH

Portimao – Beim GP von Portugal am Wochenende gibt es erst mal nur ein Gesprächsthema, auch wenn das Rennen an der Algarve noch nicht davon betroffen ist. Sprintrennen! Allein: Die von der Formel-1-Kommission am Montag erwartungsgemäß abgesegneten drei Sprintrennen in dieser Saison lassen eine Frage noch offen: Sind sie eine Revolution oder ein Rohrkrepierer?

„Das weiß man erst nach den drei Testläufen“, sagt Red-Bull-Chefberater Helmut Marko (78) gegenüber unserer Zeitung. Marko: „Sollte sich das System nicht bewähren, wird die Formel 1 zum herkömmlichen Programmablauf zurückkehren. Grundsätzlich sind wir aber aufgeschlossen, den „Sprintrennen“ eine Chance zu geben, sich zu etablieren. Meine Strategen jedenfalls haben mir erzählt, dass alles Sinn macht. Sie müssen es ja wissen, denn schließlich haben sie zusammen mit den Kollegen der anderen Teams den Ablauf der Sprintrennen mit entwickelt.“

Fest steht: Bei drei Rennen in dieser Saison sollen die Wochenenden mit dem „Sprintrennen-Modus“ getestet werden. Die Orte wurden zwar noch nicht offiziell bestätigt, aber es ist kein Geheimnis, dass es sich um die Rennen in Silverstone, Monza und Sao Paulo handelt. Dort gibt es die revolutionären Veränderungen. Anders als üblich gibt es am Freitag nur noch ein freies Training am Vormittag, das 60 Minuten dauern wird. Am Nachmittag gibt es bereits einen Tag früher als gewohnt das Qualifying, das aber nur für die Startaufstellung für das Sprintrennen einen Tag später zählt. Diese findet am Samstagnachmittag statt und wird zwei Drittel kürzer sein als das für Sonntag noch zu absolvierende Hauptrennen. Soll heißen: Die Distanz beträgt 100 Kilometer statt 300. Das Ergebnis ist gleichzeitig die Startaufstellung fürs Hauptrennen. Als besonderen Anreiz erhalten die drei Erstplatzierten drei, zwei und einen WM-Punkt gutgeschrieben.

Was bedeutet das neue Format aber für die Teams? „Die müssen ein wenig umdenken,“ sagt Helmut Marko. „Es bleibt am Freitag nur noch wenig Zeit für die sogenannten Longruns. Da müsste man eigentlich schon alles tun, um optimal fürs Qualifying vorbereitet zu sein. Nach dem Qualifying geht da nicht mehr viel, weil die Parc-Ferme-Regeln ja schon nach dem Qualifying gelten.“

Heißt: Durften die Teams die Renn-Einstellung ihrer Autos bei normalen Wochenenden noch am Samstag nach dem Qualifying festlegen, müssen sie sich jetzt schon am Freitag entscheiden. Beispielsweise Flügelstellung, Gewichtsverteilung und andere Parameter müssen dann so bleiben. Nur extreme Witterungsänderungen lassen Ausnahmen zu.

Fest steht: Der Freitag wird durch das einen Tag früher stattfindende Qualifying aufgewertet. Nur Hard-Core-Fans schauen sich bei dem bekannten Modus die beiden Trainings am Freitag an.

Experten wie Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (90) sind gespannt, ob das Sprintrennenformat angenommen wird. Der Brite: „Grundsätzlich scheinen die F1-Manager ja nicht so ganz glücklich zu sein mit dem herkömmlichen Ablauf, sonst würden sie ja nicht versuchen neue Wege zu gehen. Aber, warum nicht? Schauen wir mal, ob die Fans die Sprintrennen annehmen. Wichtig ist, dass die Idee mit der umgedrehten Startaufstellung fallen gelassen wurde. Denn das hätte gegen die DNA der Formel 1 verstoßen. Und die heißt, dass der schnellste belohnt wird und nicht bestraft.“

Artikel 1 von 11