München – So nah dran war er noch nie – aber auch sein 171. ATP-Turnier beendete Tennisprofi Jan-Lennard nicht als Sieger. Im Finale der BMW Open unterlag der 31-Jährige dem Georgier Nikolos Bassilaschwili mit 4:6, 6:7 (5:7).
Bei ungemütlichen nasskalten Bedingungen fand „Struffi“ zunächst nicht ins Spiel. Er verlor die ersten acht Punkte im Match und kassierte ein frühes Break. Nach einer kurzen Regenunterbrechung beim Stand von 4:2 für Bassilaschwili suchte der Deutsche öfters den Weg erfolgreich ans Netz. Den Satzverlust konnte er jedoch auch mit der Taktikumstellung nicht mehr verhindern.
In Satz zwei ließ Struff seinen Gegner nicht wegziehen und hielt sich mit seinem starken Aufschlag im Spiel. Im Tiebreak unterliefen dem Turniersieger aus Georgien allerdings etwas weniger Fehler und nach 85 Minuten hieß der verdiente Sieger der BMW Open 2021 Nikolos Bassilaschwili. Der Lohn: 41 145 Euro Siegprämie, ein Auto des Hauptsponsors im Wert von 180 000 Euro sowie eine Lederhose.
Für Struff war es das erste ATP-Finale im Einzel auf diesem Niveau überhaupt. Große Vorwürfe machte sich der Deutsche nicht: „Natürlich bin ich enttäuscht. Aber ich habe gutes Tennis gespielt. Auch im Finale. Wahrscheinlich habe ich so gut serviert wie die ganze Woche nicht“, bilanzierte der Unterlegene, sagte aber auch ehrlich: „Wenn Nikolos den Ball trifft, ist er unglaublich schwer zu schlagen. Und leider hat er heute den Ball vom ersten Punkt an getroffen.“
Mit einem Sieg hätte Struff sich einen großen Traum erfüllt. Vor wenigen Wochen verriet er unserer Zeitung, dass er einen Turniersieg als großes Ziel für die aktuelle Saison auserkoren hat. In München ist der Traum des leidenschaftlichen BVB-Fans an einem Gegner gescheitert, den er bestens kennt. Struff und Bassilaschwili werden vom selben Management vertreten und haben auch die Tennis-Quarantäne Anfang des Jahres für die Australian Open zusammen in Melbourne verbracht und täglich miteinander trainiert.
Die vergangene Woche musste Struff allerdings nicht ausschließlich auf Gesellschaft von Tennis-Kollegen zurückgreifen. Seit langer Zeit begleiteten ihn seine Freundin Madeleine und Sohn Henri. Auf der Anlage sah man ihn immer wieder mit Henri auf dem Spielplatz. Allerdings musste er ab Donnerstag auf den Familien-Fanclub verzichten, da seine Freundin einen Termin in NRW hatte. Aber auch ohne Anhang lief es für den Davis-Cup-Spieler am Aumeister lange Zeit hervorragend.
Struffs Siege spiegelten seine bisherige Tennis-Karriere bestens wieder. In den ersten Runden musste er sich erst in das Turnier kämpfen. Besonders gegen seinen deutschen Landsmann Dominik Koepfer und den Serben Filip Krajinovic. Das Match gegen Krajinovic war mit fast drei Stunden sogar das längste Duell des gesamten Turniers. Erst im Finale wurde seine Siegesserie von einem an diesem Tag etwas stärkeren Gegner gestoppt.
Von München aus brach Struff direkt zum Masters nach Madrid auf. Sein Flieger ging gut drei Stunden nach dem Finale. In Madrid soll es im 172. Anlauf mit dem ersten Turniersieg klappen.
Dennoch konnte sich ein Deutscher in die Siegerliste der diesjährigen BMW Open eintragen: Kevin Krawietz wurde seiner Favoritenrolle mit dem Niederländer Wesley Koolhof an der Seite gerecht und triumphierte am Aumeister. Im Finale setzte sich das deutsch-niederländische Duo mit 6:4, 4:6, 10:5 gegen die an Nummer drei gesetzten Belgier Sander Gille und Joran Vliegen durch.