Köln – Frank Ullrich, 63, hat es einst als Biathlet mit den Allerbesten aufgenommen. Er wurde Olympiasieger und Weltmeister. Nun aber wartet ein besonders heikler Gegner auf Ullrich: Im Kampf um ein Bundestags-Mandat muss er sich in Süd-Thüringen gegen eine politische Reizfigur durchsetzen – den CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen. Und das will Ullrich wie einst als Athlet anpacken.
„Im Sport wie auch in der Politik muss man für Erfolg ganz hart kämpfen. Man muss sich mit Themen intensiv auseinandersetzen. Olympiasieger und Weltmeister wird man nicht von heute auf morgen“, sagte Ullrich, der auch Bundestrainer der Biathleten und der Langläufer war, dem „Spiegel“: „Da braucht man viel Kraft, Ehrgeiz, Willensstärke, einen langen Atem. muss Ruhe bewahren, Kompromisse eingehen, im Team spielen. Das gilt auch für die Politik.“
Ullrich tritt für die SPD im Bundestagswahlkreis 196 an. Das Gebiet um Suhl und Schmalkalden ist ein kniffliges politisches Gebiet. Bei der Bundestagswahl 2017 war die SPD nur viertstärkste Kraft, bei der Landtagswahl 2019 landete Ullrich auf Platz zwei – 0,9 Prozentpunkte hinter dem siegreichen AfD-Kandidaten. „Mit der Silbermedaille war ich auch nicht unzufrieden“, sagt Ullrich: „Ich hatte jedoch das Gefühl, dass große Teile unserer Bevölkerung wenig Vertrauen in unsere Bundespolitik haben. Ich hörte oft: Ihr da oben wisst ja gar nicht, was hier unten abgeht. Dazu kommt vielleicht auch, dass viele nach 30 Jahren Wiedervereinigung nicht da angekommen sind, wo sie sein wollten. Populisten wie Björn Höcke nutzen das aus.“
Zur umstrittenen Kandidatur des Rheinländers und Ex-Verfassungsschutz-Bosses Maaßen sagte Ullrich: „Ich finde es schade, dass die CDU Thüringen nicht jemanden gefunden hat, der aus der Region kommt und auf Augenhöhe über die bundespolitischen Themen sprechen kann, die für Südthüringen wichtig sind.“ Er trete dagegen „für die bodenständigen Thüringer vor Ort an, für die Probleme, die es in dieser Region zu lösen gilt.“ Dieses Denken spricht er seinem Konkurrenten ab, er glaube nicht, „dass sich ein Herr Maaßen nach der Wahl hier noch mal blicken lassen wird“..