Wende mit der Legende? Hrubesch als letzte HSV-Hoffnung

von Redaktion

Daniel Thioune entlassen – Kulttrainer soll Aufstieg schaffen

Hamburg – Sein früherer Mitspieler Felix Magath hat anlässlich des 70. Geburtstag von Horst Hrubesch im April gesagt, er, Hrubesch, habe „nie Angst“ vor einem Gegner gehabt, niemals. „Von ihm war nie gekommen, ein Unentschieden könnte reichen. Er hat der Mannschaft jegliche Verunsicherung genommen.“ Genau diese Einstellung soll der Europameister von 1980 auf den letzten Metern dem bis ins Mark verunsicherten Zweitligateam des Hamburger SV vermitteln. Denn: Gestern gab der HSV die Trennung von Chefcoach Daniel Thioune bekannt, statt seiner soll der aktuelle Nachwuchsschef und frühere Nationalstürmer Horst Hrubesch in den verbleibenden drei Saisonspielen den Turnaround schaffen. Wende mit der Legende?

Der HSV, mit fünf Punkten Abstand auf den zweiten Aufstiegsplatz aktuell nur Tabellendritter, läuft Gefahr, zum dritten Mal in Folge den Aufstieg zu verpassen. Schlimmer noch: Aus eigener Kraft kann er es nicht mehr schaffen, selbst drei Siege in den ausstehenden Spielen gegen Nürnberg, Osnabrück und Braunschweig würden nichts nutzen, wenn die Konkurrenz ihrerseits siegt. Und Holstein Kiel, mit zwei Punkte Rückstand auf den HSV in Lauerstellung, hat noch drei Nachholspiele und kann den HSV leicht vom Relegationsrang verdrängen.

„Zunächst einmal geht es darum, die Köpfe der Spieler freizubekommen. Zuletzt hat die Mannschaft leider oft unter Wert gespielt“, sagt Hrubesch. „Wir müssen alles daran setzen, den Mist, den wir verbockt haben, wieder geradezurücken.“ Thioune war erst zu Saisonbeginn vom VfL Osnabrück gekommen. Sein Vertrag war bis Sommer 2022 datiert. Doch unter der Regie des 46-Jährigen gelangen dem HSV in der Rückrunde nur drei Siege und 16 Punkte.

Die Mannschaft verfüge „über eine andere Qualität, die wir jetzt in den verbleibenden Spielen auf den Platz bringen müssen. Ich werde viele Gespräche führen, reinhören und versuchen, ein paar Akzente zu setzen“, sagte Hrubesch.

Der frühere Mittelstürmer will nun „eine gute Mischung aus Lockerheit, Spaß und Zielstrebigkeit“ erreichen und setzt dabei nicht auf ein „ich“, sondern auf ein „wir. Dabei erwarte ich, dass unser gesamter Kader inklusive Trainer, Staff und Spieler alle Kräfte und alle Konzentration für die letzten drei Ligaspiele bündelt“, sagte der Coach, der 2009 mit der U 21 Europameister wurde und 2016 in Rio die olympische Silbermedaille gewann: „Da nehme ich auch angeschlagene oder verletzte Spieler nicht aus.“ Gestern Nachmittag trainierte die Mannschaft das erste Mal mit dem Senior.

Bei einem Scheitern könnte es auch für Sportvorstand Jonas Boldt eng werden. Es ist die letzte Chance, den dringend benötigten Stimmungswechsel herbeizuführen. Eigentlich wollte der 39-Jährige beim HSV für Ruhe und Kontinuität sorgen und dem als Entwickler geholten Thioune die nötige Zeit zum Aufbau eines Teams mit Perspektive geben.  dpa/sid

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