München – Es war das verrückte Ende einer herausragenden internationalen Saison der Bayern-Basketballer. In der Schlussminute traf erst Jalen Reynolds einen Dreier. Anschließend klaute Vladimir Lucic den Mailändern den Ball, bediente Wade Baldwin, der 13 Sekunden vor Ende auf zwei Punkte verkürzte. Plötzlich wurden die Italiener, die das Spiel doch eigentlich schon längst gewonnen hatten, nervös.
Aber erst spielte Baldwin einen Angriff nicht konsequent genug zu Ende, mit der letzten Aktion des Spiels vergab Paul Zipser einen Wurf aus der Distanz.
Somit unterlagen die Bayern im entscheidenden fünften Viertelfinale der Euroleague mit 89:92 bei Olimpia Mailand. Der Einzug in das Final Four wurde also verpasst, stattdessen werden die Italiener Ende Mai in Köln um Europas Basketball-Krone kämpfen.
Dabei setzten die Münchner gleich mit dem ersten Angriff ein kleines Ausrufezeichen: Nach einem schönen Zuspiel von Diego Flaccadori wuchtete Reynolds zum Korb und markierte die ersten Punkte des Spiels. Nach einem 8:2-Lauf der Bayern nahm Trainerfuchs Ettore Messina schon früh eine Auszeit.
Bei der Truppe von Trinchieri überzeugte JaJuan Johnson im ersten Viertel mit acht Punkten. Absetzen konnten sich die Münchner trotzdem nicht. Die zahlreichen Hochkaräter des Mailander Starensembles lieferten ab. Der Ex-Bayern-Spieler Malcom Delaney erwischte einen guten Start, auch der flexible Shavon Shields war kaum zu verteidigen – zehn Punkte in den ersten zehn Minuten.
24:22 nach dem ersten Viertel für Mailand – es deutete sich ein dramatisches Spiel an. Trinchieri hatte vor dem Anwurf gefordert, dass man diese Partie in erster Linie genießen solle. Es sei schließlich seit Beginn der Saison ein Traum gewesen, in der Euroleague so erfolgreich zu sein. „Wir müssen so hart spielen, wie wir können. Nach jedem Ball hechten, aber mit einem kühlen Kopf.“ Geschäftsführer Marko Pesic gab als Marschroute vor, man müsse die „Emotionen kontrollieren.“ Schwer zu kontrollieren war dann aber fortgehend der 26-Jährige Shields, der seine professionelle Basketball-Karriere übrigens bei den Skyliners Frankfurt begann. Shields führte die Mailänder im zweiten Viertel zu einem 10:0-Lauf, Trinchieri nahm eine Auszeit und versuchte, den negativen Trend zu stoppen. Die Bayern hatten vor der Pause zwar noch mal eine gute Phase, trotzdem erspielten sich die Hausherren eine Führung von zehn Punkten. 50:40, derselbe Halbzeitstand wie in Spiel vier. Ein gutes Omen also?
„Wir waren zu passiv. Wir müssen ein Feuer anzünden“, sagte Trinchieri nach den ersten 20 Minuten. Das dominante Team blieb aber weiter Olimpia. Pesic hatte es vor der Partie noch angekündigt, alle Statistiken würden gegen die Bayern sprechen. Noch nie hat ein Team in den Playoffs der Euroleague einen 0:2 Rückstand gedreht, das fünfte Spiel ging immer an das Heimteam. Doch diese Trinchieri-Truppe hat in den vergangenen Wochen und Monaten schon so oft bewiesen, dass Statistiken keinerlei Bedeutung haben müssen.
Und auch gestern drehten die Münchner Mentalitätsmaschinen in der Schlussphase wieder auf, hatten sogar die Chance auf den Sieg. Doch dieses Mal nahm der Krimi kein glückliches Ende für die Bayern.