Budapest – Das zufriedene Siegerlächeln von Patrick Hausding war trotz seiner FFP2-Maske bestens zu erkennen. Angesichts der besonderen Umstände der EM in Corona-Zeiten musste sich der 32 Jahre alte Rekordeuropameister seine nächste Goldmedaille selbst umhängen. An der Freude des Wasserspringers über den 16. EM-Titel und der insgesamt 35. Medaille bei Europameisterschaften änderte das aber nichts.
„Meine 16. Goldmedaille – das klingt ein bisschen surreal“, sagte Hausding nach der beeindruckenden Titelverteidigung ohne Schwäche vom Ein-Meter-Brett. „Das ist eine spezielle Medaille, weil ich die letzten 15 Monate keinen Einzelwettkampf hatte.“
Der Sieg am Mittwoch in Budapest, das erste deutsche Gold und Hausdings zweite Medaille der Titelkämpfe, erfolgte zwar in einer nicht-olympischen Disziplin. Doch der Auftritt macht schon viel Hoffnung für die Sommerspiele in zwei Monaten. Nach Silber 2008 im Synchronspringen vom Turm mit Sascha Klein und Bronze 2016 im Kunstspringen vom Drei-Meter-Brett würde er in Tokio seine olympische Karriere liebend gerne mit einer weiteren Medaille beenden.
„Das werden meine letzten Olympischen Spiele sein“, bestätigte Hausding auch in Ungarn den Karriereplan. „Olympia ist ein Riesen-Meilenstein.“ Ob es noch mal eine EM- oder WM-Teilnahme für ihn gibt, lässt der Berliner offen. „Wir werden sehen, wie Olympia läuft“, sagte Hausding. „Da treffe ich keine finalen Aussagen.“
Erst einmal gilt es sowieso, in Ungarn die imposante EM-Ausbeute noch weiter zu verbessern. Und das nach einer mehr als einjährigen Wettkampfpause, die erst vor wenigen Tagen beim Weltcup in Tokio geendet hatte. Um so wichtiger ist nun eine Vielzahl von EM-Starts für den Olympia-Countdown. „Wenn man über ein Jahr keine Wettkämpfe hatte, nutzt man jede Disziplin und jeden Wettkampf“, sagte Hausding.
Bundestrainer Lutz Buschkow bezeichnete seinen Athletensprecher schon wiederholt als „Sechser im Lotto“ und beschrieb dessen Fähigkeiten vor Jahren einmal besonders prägnant. Er verglich Hausding mit einer „Katze, die man aus dem Fenster wirft. Die sind nie orientierungslos und landen immer auf den Füßen. Selbst wenn er mal einen Absprung nicht richtig trifft, kommt er immer noch gut ins Wasser.“ dpa