Brisantes Pokalfinale

Die Geburtsstunde zweier Problemlagen

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Das war ein schöner, zudem ein fußballromantischer Abend. Sogar Anhänger des FC Schalke 04 haben wohlwollend Anteil genommen an den Geschehnissen beim Pokalfinale. Motto: Dortmund als ein Vertreter aus dem Pott ist einem dann doch lieber als die Dosen. Rührend war die Abschiedsgeschichte des Alt-Borussen Lukas Piszczek mit einem Titelgewinn und ein Hingucker, wie die schwarz-gelbe Naturgewalt Haaland den Leipziger Abwehrschrank Upamecano einfach abprallen ließ.

Dieses Dortmunder 4:1 gegen RB Leipzig wird die Fußballszene auch noch ein bisschen länger beschäftigen als über die obligatorische Feier- (Sieger) und Niedergeschlagenheitsphase (Verlierer) hinaus. Weil es nämlich – auf beiden Seiten – mit Personalien verbunden ist, die durch das Endspiel von Berlin noch eine Dynamik entwickeln können.

Da wäre bei Dortmund Edin Terzic. Einer, der mit seiner Begeisterung für den Verein direkt von der Stehtribüne Süd, der in normalen Zeiten lauten und gelben Wand, kommen könnte. Es ist gewiss zu früh, ihn unter den großen Trainerfiguren der Bundesliga einzureihen – doch festzuhalten ist, dass er mit seiner Art die Fans wieder an den Verein herangebracht hat. Und so froh sie darüber in der BVB-Führung erst einmal sein müssen, ist das auch die Geburtsstunde einer Problemlage. Der Herzensmensch Terzic hat für den kalt anmutenden Eigene-Karriere-Planer Marco Rose zu weichen. Rose muss Enormes leisten, dass das gut geht – und etwas, was die Mannschaft wohl auch gar nicht hergibt.

Die andere Seite ist nicht Leipzig (das unternimmt einen kompletten Neuanfang), sondern Julian Nagelsmann. Der Trainer-Jungstar kommt nun als einer, dessen Mannschaften am Saisonende immer abschmieren und vor allem titellos zu den Bayern, wo die Profis sehr genau hinsehen werden, was er zu bieten hat. Ein Trainer, nicht (viel) älter als sie, selbst kein großer Spieler gewesen – es wird ein spannender Anpassungsprozess. Erste Titelchance für Nagelsmann: mit Bayern im Supercup – gegen Dortmund. Aber wenigstens nicht den Terzic-BVB.

Guenter.Klein@ovb.net

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