München – Seit knapp einem Jahrzehnt fehlt die Spannung in der Bundesliga: Der Serienmeister aus München spielt sich quasi konkurrenzlos von Schale zu Schale, vergangenen Samstag gab’s die neunte Schüssel in Serie. Lediglich in Italien gab es eine ähnliche Einseitigkeit im Liga-Alltag.
Wie der FC Bayern heimste Juventus neun Titel am Stück ein, wurde aber dieses Jahr von Inter Mailand gestürzt. Und während sowohl in England als auch in Spanien und Italien in den vergangenen Jahren mindestens drei unterschiedliche Teams Meister wurden, ist in der Bundesliga keine Besserung in Sicht. Stellt sich die Frage: Sind die Bayern so gut? Oder ist die Konkurrenz so schlecht?
Der Blick auf die Fünfjahreswertung der UEFA, dem Leistungsranking aller Mannschaften eines Landesverbandes, das über die Anzahl an Startplätzen in den europäischen Clubwettbewerben bestimmt, zeigt: es liegt an der fehlenden Konkurrenz.
Anders nämlich ist nicht zu erklären, warum die Bundesliga trotz des FC Bayern, der 2020 die Champions League gewann und auch sonst in den vergangenen fünf Jahren stets die K.o.-Phase erreichte, lediglich auf Platz vier hinter England, Spanien und Italien rangiert. In die Berechnung der Fünfjahreswertung fließen sämtliche europäische Spiele der Teams eines Landesverbandes ein. Demnach kommt die Bundesliga aktuell auf 73 570 Zähler – und liegt damit Welten hinter der Premier League (100 140).
Auch der UEFA-Clubkoeffizient, eine Art Fünfjahreswertung für einzelne Teams, ist ein Indiz für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit deutscher Teams – mit Ausnahme der Münchner. Denn der Rekordmeister führt das Ranking nach seinem herausragenden Jahr mit sechs Titeln souverän vor Real Madrid und Manchester City an. Weitere Teams aus der Bundesliga sind in den Top Ten Fehlanzeige, erst auf Rang 14 taucht im BVB das zweitbeste deutsche Team auf, das Treppchen komplettiert RB Leipzig auf Rang 21.
Und während dieses Jahr Engländer und Spanier sowohl die Champions als auch die Europa League unter sich ausmachen, guckt die Bundesliga mal wieder in die Röhre. Lediglich drei Klubs aus der Bundesliga haben es in den vergangenen fünf Jahren ins Halbfinale eines europäischen Klubwettbewerbs geschafft. Frankfurt zog vor zwei Jahren in der Europa League in die Runde der letzten vier ein, in der Königsklasse gelang das neben den Bayern lediglich Leipzig vergangene Saison. Deutsche Sieger? Nur der FC Bayern.
Dass der Klassenunterschied in der Bundesliga zwischen den Bayern und dem Rest nicht allein mit finanziellen Gründen zu begründen ist, zeigt sich in Spanien, wo es der FC Sevilla geschafft hat, dank kluger Personalpolitik in dieser Saison um den Titel in La Liga mitzuspielen. In der Bundesliga warten die Bayern weiterhin auf ernsthafte Herausforderer – solche wären auch zum Wohle der Liga. „Die Situation ist bekannt, Deutschland ist Tabellenvierter“, so Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge unlängst mit Blick auf die bedenkliche Fünfjahreswertung. „Wenn wir weiter herunterrutschen, verlieren wir Startplätze, und das ist bei dem Trend nicht zur Gänze auszuschließen. Und dann geht das Gejaule los. Das Gejaule sollten wir uns ersparen.“ Schuld an der unerfreulichen Lage sind nicht die Bayern, sondern ihre leider nach wie vor nicht konkurrenzfähigen Gegner in der Bundesliga.