Riga/München – Das Programm der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft heute: Online-Athletiktraining. „Ein bisschen härter“, wie Bundestrainer Toni Söderholm (43) ankündigt. Seit Samstagabend hält man sich am WM-Austragungsort Riga auf – die ersten drei Tage in Hoteleinzelzimmer-Quarantäne. Am Dienstag ist das erste Eistraining möglich, am Freitag beginnt die Weltmeisterschaft in Lettland.
Zwei Spieler des EHC München stehen vor ihrer ersten WM-Teilnahme: die Stürmer John-Jason Peterka (19) und Maximilian Kastner (28) haben den letzten Cut im Kader überstanden, der notwendig geworden war, weil drei deutsche Cracks aus Übersee einfliegen: Tobias Rieder (28), der Landshuter, der in der NHL für die Buffalo Sabres spielt und die Playoffs verpasst hat, Lean Bergmann (22), der bei den San Jose Sharks unter Vertrag steht und Leon Gawanke (21), Verteidiger aus Berlin vom Farmteam-Club Manitoba Moose. Bundestrainer Söderholm blickt zufrieden auf den Kader: „Es ist eine Mannschaft, in der einer sich für den anderen aufopfern wird.“
Peterka und Kastner sind die einzigen Münchner, die bei der WM 2021 an den Start gehen – so wenige waren es schon lange nicht mehr. Bei den Olympischen Spielen vor drei Jahren hatte die EHC-Fraktion mit sieben Akteuren die Achse des Silber-Teams gebildet. Doch Yannic Seidenberg, Frank Mauer und Yasin Ehliz, die eine WM-Nominierung erhalten hätten, sagten Söderholm ab. Begründung: Es falle ihnen nach dieser sehr speziellen Saison schwer, sich für eine WM aufzuraffen, die später als sonst und in der Bubble stattfindet. Normal vermeiden Nationalspieler es, im Jahr vor Olympia einen Bogen um die WM zu machen – schließlich könnte sich nachteilig auswirken.
Doch Toni Söderholm versichert auf Nachfrage, dass er den Münchnern, die diesmal nicht kommen, kein bisschen gram ist. „Es geht bei ihnen nicht um Motivation. Sie haben sich und mir kommuniziert, dass sie nicht die Energie aufbringen und nicht im Zustand sind, um ihre Leistung zu liefern. Ich bin dankbar, dass sie es gesagt haben. Es wäre schlecht, wenn sie eine Woche vor der WM wegbrechen.“ Heißt: Seidenberg, Mauer und Ehliz bleiben wie der verletzte EHC-Kapitän Patrick Hager eine Option für Olympia 2022 in Peking.
Und John Peterka und Maxi Kastner können eine werden. Peterka hat um die Jahreswende schon eine starke U20-WM in Edmonton gespielt, nun erfolgt der logische Übergang in die richtige Nationalmannschaft. Söderholm hat in der Vorbereitung hingeschaut, ob der Stürmer es vom Tempo her packt, er hat dabei keine Probleme erkannt. „Wenn er in seinem Flow ist, kann er bei jedem Wechsel für Gefahr sorgen.“ Als Söderholm noch selbst Spieler in München war (2015/16), traf er Maxi Kastner, der sich damals, in der ersten Meistersaison, vom SC Riessersee ins Münchner DEL-Team spielte und in der Finalserie gegen Wolfsburg eine Art Durchbruch erlebte.
Was Söderholm am einstigen Mitspieler schätzt: „Er wusste schon als junger Spieler genau um seine Identität. Andere brauchen Jahre, um sie zu finden.“ Kastner-Eishockey bedeutet: „Hart arbeiten, viele Schüsse blocken. Er kennt unser Unterzahl-System, ist daher leicht einsetzbar. Maxi ist stolz auf seine Rolle.“ Ein Spieler ohne Flausen – und Söderholm willkommen.