IIHF-Präsident? Reindl södert noch

von Redaktion

Bewerbung bis 30. Juni erforderlich – Eishockey-WM ab Freitag in Riga: Fan-Zulassung möglich

VON GÜNTER KLEIN

München – Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), sitzt noch daheim in Garmisch-Partenkirchen, beim Videocall wandert der Blick bange nach oben, „weil mein Dach gerade repariert wird“. Hoffentlich kein störender Lärm. Die Arbeiten müssen bald abgeschlossen sein, denn auch für ihn geht es nun nach Riga zur Eishockey-Weltmeisterschaft. Er fliegt am Mittwochabend ab, am Donnerstag nimmt er in Lettland seine Funktionärs-Geschäfte auf, am Freitag sind die ersten Spiele. Die daran beteiligten Akteure wird er von der Tribüne aus sehen, treffen darf selbst er, ranghohes Mitglied im Council des Weltverbandes IIHF, sie nicht.

Es gibt für jede der 16 Nationalmannschaften „eine 44er-Bubble, da komme auch ich nicht rein“, sagt er. 28 Spieler plus Betreuer, sie sind bereits seit Samstag in Riga, noch einkaserniert in den Hotelzimmern, deren Tür sie bis heute Abend nur öffnen dürfen, um dreimal täglich eine Tüte mit Essen entgegen zu nehmen. Reindl findet die Abschottung der Teams von anderen Offiziellen in Ordnung: Der große Aufwand, den jeder einzelne Spieler betreibt, darf nicht durch leichtfertiges Handeln zunichte gemacht werden. Man muss strikt sein und sicherstellen, dass die WM bis zum Ende durchgezogen wird.“ Reindl wird einer „Second bubble“, einer zweiten Blase, angehören. „Es wird Bereiche geben, in denen wir IIHF-Leute uns treffen können.“ Reindls Job: Supervisor. Er arbeitet an einer Art Qualitätssicherung der Spiele, überprüft, ob Regularien eingehalten werden, steht zur Konfliktlösung bereit. „Pro Tag mache ich ein Spiel.“

Und worum es für ihn auch geht: netzwerken. Längst ist klar, dass der Schweizer René Fasel beim Wahlkongress der IIHF, der im September in St. Petersburg stattfinden soll, nicht mehr als Präsident antritt. Er war über 20 Jahre im Amt, er ist zudem wegen seiner Nähe zum belarussischen Präsidenten Lukaschenko ins Gerede gekommen, vergangene Woche gab er bei einem Alt-Herren-Spiel, bei dem Wladimir Putin Tor um Tor schießen durfte, PR-untertänig den Schiedsrichter.

Gewählt werden im Herbst der Präsident, die Vizes, die Mitglieder des Councils, dem Franz Reindl bereits angehört. Ambitionen auf den höchsten Posten werden ihm schon länger nachgesagt, Reindl södert in dieser Frage ein wenig rum – und lässt sie noch immer offen. Er bezieht sich ausdrücklich auf alle zu besetzenden Stellen, wenn er sagt: „Bis zum 30. Juni muss man seine Bewerbung abgeben, und das werde ich tun.“

Eigentlich hätte bereits 2020 gewählt werden sollen, doch die Corona-Pandemie hat auch in den Eishockey-Kalender eingegriffen. Die WM 2020 entfiel ersatzlos, die Schweizer Organisatoren hatten diesen Fall aber versichert. 2021 sollten Lettland und Belarus sich die WM teilen, doch auf Druck der Sponsoren wegen der Menschenrechtslage in Belarus entzog die IIHF dem Co-Ausrichter seinen Part. Nun findet alles in Riga statt. „Die IIHF muss es vom Arbeitsaufwand und den Finanzen stemmen, unsere Mitarbeiter sind am Anschlag“, berichtet Reindl. „Doch es ist wichtig, dass wir über Fernsehen und Streaming zeigen können, dass es unseren Sport noch gibt.“

Und vielleicht wird es ja doch noch Live-Publikum geben in den beiden Hallen in Riga. „Das kann kurzfristig passieren“, weiß Reindl, „die Nachfrage ist groß, und ich gehe fast davon aus, dass es aufgrund der sinkenden Zahlen möglich sein wird, wenigstens ein paar Fans bei den Spielen zu haben.“

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