Souvenirs für ein Reservisten-Quartett

von Redaktion

Am Rande des Derbys haben die Löwen Dennis Erdmann und drei Talente verabschiedet

München – Es wäre ein XXL-Schnappschuss geworden, vergleichbar mit einem Mannschaftsfoto im „kicker“-Sonderheft. Gleich 17 Profis haben die Löwen am Ende der Saison 2019/20 verlassen, und vor dem Hintergrund des Massen-Exodus aus Giesing war es eine kluge Entscheidung der Vereinsführung, vor dem letzten Heimspiel 2020 auf offizielle Würdigungen zu verzichten. Die Begründung damals: Jeder Verzicht auf Kontakte ist in Corona-Zeiten ratsam. Für die 17er-Riege um Ex-Kapitän Felix Weber und Timo Gebhart bedeutete das am 4. Juli 2020: Raus durch die Hintertür – ohne warme Abschiedsworte und Erinnerungssouvenir.

Früher wurden bei 1860 scheidende Spieler mit einem Porzellanlöwen in die Vertragslosigkeit entlassen. Aus dem Staubfänger für die Vitrine wurde ein gerahmtes Erinnerungsbild – und nur vier Spieler waren es vor dem Heimspielfinale 2021, die auf diese Weise geehrt wurden: Abwehrrocker Dennis Erdmann, 30, Linksverteidiger Leon Klassen, 20, Defensivtalent Ahanna Agbowo, 19 und der kanadische Nachwuchsstürmer Matt Durrans, 22.

Während von den drei Junglöwen Klassen noch am häufigsten eingesetzt wurde (in dieser Saison sieben Mal), durfte sich Erdmann als erweitertes Mitglied der Stammelf fühlen – zumindest bis zum 0:1 in Duisburg, bei dem er mit einem ungestümen Elfmeterfoul inklusive Platzverweis in Ungnade fiel (vorher 1224 Minuten eingesetzt, danach nur noch 27). Ob Zufall oder nicht: Die 0:1-Pleite am 6. März war der Ausgangspunkt der Löwen-Aufholjagd, die Michael Köllners Team mit dem 2:2 gegen Bayern auf elf Spiele ausweitete.

Sportchef Günther Gorenzel hatte Erdmann vor zwei Jahren als „Topverstärkung“ gepriesen, doch so richtig ist der spielerisch limitierte Abwehrrocker nie bei 1860 angekommen. Wo es ihn nun hinzieht? Ungewiss. In einem Interview mit MagentaSport sagte er: „Als Fußballer sollte man immer Augen und Ohren offen haben.“ Es scheint ihn nach einem Abenteuer zu gelüsten: „Als Fußballer habe ich Lust aufs Ausland und von daher bin ich natürlich gespannt, was passiert.“

Nach seinem Karriereende, das aber noch bis Mitte 30 Zeit hat („Ich habe echt noch Bock, ein paar Leute auf dem Platz zu ärgern“), will der Rheinländer etwas grundlegend anderes machen, wie er unlängst durchblicken ließ: auswandern – oder eine Partei gründen. Die Löwen muss das nicht mehr kümmern. Das Gerüst für die neue Saison steht auch ohne Erdmann. Offen ist nun vor allem, für welche Liga geplant werden muss. ULI KELLNER

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