Köln/Bremen – Zum ersten Mal trafen Thomas Schaaf und Friedhelm Funkel vor 38 Jahren aufeinander. Obwohl der relativ junge Rechtsverteidiger Schaaf (damals 22) im Fachmagazin „kicker“ eine schlechtere Note bekam als der erfahrene Stürmer Funkel (29), gewannen die von Otto Rehhagel trainierten Bremer mit 3:0 bei Bayer 05 Uerdingen. Frank Kramer war damals elf Jahre alt. „Früher habe ich immer Bundesliga geschaut, als die beiden gespielt haben“, sagt er: „Jetzt sind wir plötzlich Konkurrenten.“
Dass dem so ist und die beiden Routiniers und Kramer am letzten Spieltag dieser Saison ein Fern-Duell gegen den Abstieg austragen würden, hätte vor wenigen Wochen niemand für möglich gehalten.
Nicht nur, weil alle drei erst kürzlich ihren Job antraten: Kramer (heute 49) im März beim Tabellen-15. Arminia Bielefeld, Funkel (67) im April beim Vorletzten 1. FC Köln und Schaaf (60) sogar erst in der Vorwoche beim Drittletzten Werder Bremen. Sondern vielmehr, weil man die Trainer-Karrieren von Funkel und Schaaf für beendet glaubte. Ihr letztes Duell liegt denn auch schon über elf Jahre zurück. Schaafs Bremer gewannen gegen Funkels Hertha mit 2:1.
Als sich bei den Bremern in der Vorwoche die Trennung von Florian Kohfeldt abzeichnete, ahnte Funkel aber schon, was passieren würde. Schaaf zu fragen habe nahegelegen. Der habe „sicher auch ein paar Stunden überlegt. Aber mir war klar: Wenn er gefragt wird, stiehlt er sich nicht aus der Verantwortung.“ Das zeigt, wie gut die beiden sich kennen. Denn ziemlich genau so lautete Schaafs Argumentation, den Job acht Jahre und einen Tag nach seinem Abschied als Werder-Trainer noch mal zu übernehmen. „Die Überlegung war, ob ich mir selbst vorwerfen will, dass ich es nicht versucht habe“, sagte der Double-Sieger von 2004, der zuletzt Technischer Direktor bei Werder war: „Weil ich mit dem Verein so verbunden bin und so eine Historie habe. Darum habe ich zugesagt.“
Im Gegensatz zu ihm hatte Funkel seine Karriere offiziell für beendet erklärt. Doch weil er in der Pandemie nicht wie geplant reisen konnte und sich langweilte, nahm er für sechs Bundesliga-Spiele das Angebot des FC an.
Übrigens wie Schaaf ausdrücklich nur als Joker bis zum Saison-Ende. Die beiden schätzen sich sehr, Funkel preist den Kollegen als „sehr angenehmen, bescheidenen, bodenständigen Menschen. Aber ich müsste lügen, wenn ich ihm viel Erfolg wünsche würde. Das wird er umgekehrt auch nicht machen.“ dpa