Das Comeback von Mainz 05 Lewandowski, Haaland Silva – das Bomber-Trio Valentino Lazaro: Schönstes Tor der Saison Schalker Dauerkrise bis zum Abstieg Thuram mit hässlichster Szene der Saison Die (Erfolgs)-Trainer als Unruhefaktor

von Redaktion

TOPS

Als sein FSV Mainz 05 das Unmögliche möglich gemacht hatte, warf auch Christian Heidel jegliche Zurückhaltung über Bord. „Es ist ein historischer Moment“, jubelte der Sportvorstand. Der Klassenerhalt nach einer beispiellosen Aufholjagd glich wahrlich einem Fußballwunder. Dabei hatte noch an Weihnachten wirklich alles gegen die Mainzer gesprochen. Ein unrühmlicher Trainingsstreik, zwei Trainer verschlissen, mickrige sieben Punkte nach der Hinrunde. Noch nie hatte ein Bundesligist mit solch einer Ausbeute die Klasse gehalten.

Doch ein Trio aus alten Bekannten mit viel „Mainz-DNA“ führte die Wende herbei. Erfolgsmanager Heidel und Sportdirektor Martin Schmidt kehrten zurück und brachten den früheren Publikumsliebling Bo Svensson als Trainer mit – der alles entscheidende Schachzug. Der Däne impfte dem verunsicherten Team eine bedingungslose Leidenschaft ein, dank der sensationellen Rückrunde mit Siegen gegen RB Leipzig und Meister FC Bayern war die Rettung schon zwei Spiele vor Saisonschluss perfekt.

Robert Lewandowski, Weltfußballer und gefährlichster Torjäger der Gegenwart, hat es tatsächlich geschafft: 41 Tore in 29 Spielen und damit ein Treffer mehr als Gerd Müller beim nur vermeintlich „ewigen“ Bundesliga-Rekord 1971/72. Mit seinem Tor in der letzten Minute gegen den FC Augsburg (5:2) machte er die Bestmarke perfekt und hat den Tore-Rekord nun für sich alleine.

Noch zwei andere Angreifer verzückten die Liga. Der junge Norweger Erling Haaland und Frankfurts André Silva. Mit 27 und 28 Toren brachte sie ihre Gegenspieler fast jedes Wochenende zur Verzweiflung. Ob sie das allerdings auch noch nächste Saison machen werden? Der BVB könnte Haaland womöglich mit der Champions-League-Teilnahme überzeugen. Da die Frankfurter diese noch verpassten, scheint der Verbleib von Silva unwahrscheinlich.

Eine Prise Fritz Walter, ein Hauch Zlatan Ibrahimovic – schon war Valentino Lazaros Tor des Jahres fertig. „So ein Tor schießt man wohl höchstens einmal in seiner Karriere“, sagte der Offensivspieler von Borussia Mönchengladbach nach seinem „Scorpion Kick“ am 8. November gegen Bayer Leverkusen. An der 3:4-Niederlage änderte sein Kunstschuss in der Nachspielzeit zwar nichts mehr, in Erinnerung blieb der Treffer dennoch.

Denn Lazaro hatte den Ball seitlich in der Luft liegend und mit dem Rücken zum Tor per Hacke ins linke Toreck gegen Leverkusen befördert. Borussias Stadionsprecher Torsten Knippertz veröffentlichte flugs einen Song namens „Valentinaldo Lazarimovic“.

FLOPS

Fünf Trainer, aber nur drei Siege: Schalke 04 hat in der schlechtesten Saison seiner Bundesliga-Geschichte einen beispiellosen Absturz erlebt. Schon in den letzten 16 Spielen der vergangenen Spielzeit hatten die Königsblauen keinen einzigen Erfolg verbucht. Trainer David Wagner durfte trotzdem bleiben, wurde nach zwei Partien aber gefeuert.

Manuel Baum setzte die Sieglos-Serie in zehn weiteren Spielen fort. Huub Stevens half für ein paar Tage aus, konnte die nächste Niederlage aber auch nicht verhindern. Der Uraltrekord von Tasmania Berlin mit 31 Spielen in Serie ohne Erfolg blieb zwar unangetastet, weil auf den letzten Drücker unter Christian Gross ein 4:0 gegen die Hoffenheim gelang.

Doch die Wende war es nicht. Auch der Schweizer wurde nach nur fünf Punkten in zehn Spielen entlassen. Nummer fünf, Dimitrios Grammozis, machte den vierten Abstieg perfekt.

Etwa zehn Zentimeter lagen zwischen den Köpfen von Marcus Thuram und Stefan Posch, als Thuram seinem Gegenspieler plötzlich ins Gesicht spuckte. Schiedsrichter Frank Willenborg hatte die widerliche Szene zunächst gar nicht mitbekommen, doch nach einem Blick auf die TV-Bilder blieb ihm nur eine Entscheidung: Rot für den Gladbacher. Thuram entschuldigte sich noch am Abend, Vor einer saftigen Strafe bewahrte in die Entschuldigung aber nicht. Gladbach verdonnerte seinen Torjäger zu einer Club-Rekordstrafe von einem kompletten Monatsgehalt, der DFB sperrte Thuram für sechs Spiele und bat ihn mit zusätzlichen 40 000 Euro zur Kasse.

Das Trainer-Roulette der Fußball-Bundesliga dreht sich ja schon länger in bedenklichem Tempo. Doch in dieser Saison erreichte es noch mal ganz andere Sphären – plötzlich mischten nämlich auch die Spitzenclubs mit. Kaum ein Tag verging ohne neues Gerücht, so mancher Coach führte einen regelrechten Eiertanz auf.

Selbst Meistertrainer Hansi Flick redete wochenlang um den heißen Brei herum, um dann urplötzlich gegen den Willen der Bayern-Bosse live im Fernsehen seinen Abschied zu verkünden. Das mit Leipzigs Julian Nagelsmann dank Rekordablöse relativ schnell und geräuschlos ein Nachfolger feststand, ist in der abgelaufenen Saison die Ausnahme gewesen.

Die Wechsel von Marco Rose und Adi Hütter mutierten über Wochen und Monate zum Nebenkriegsschauplatz. Abstürze für Gladbach und Frankfurt in der Tabelle inklusive. Verlässt der nahezu für jeden vakanten Posten gehandelte Oliver Glasner auch noch den VfL Wolfsburg, hätten die Top sechs der Tabelle innerhalb eines Jahres allesamt den Trainer ausgewechselt.  mük/sid

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