München – Der Gemütszustand des FC Bayern war am Samstag bestens an den Reaktionen von Kathleen Krüger abzulesen. Die Münchner Teammanagerin befindet sich eigentlich schon in der Babypause, erwartet in Kürze Nachwuchs. Das letzte Saisonspiel gegen den FC Augsburg (5:2) aber verfolgte Krüger noch mal von der Bank aus. Schon vor Anpfiff, als Hansi Flick, Hermann Gerland, Miroslav Klose, David Alaba, Jerome Boateng, Javi Martínez und Tiago Dantas gerade offiziell verabschiedet worden waren, schluchzte Krüger ein erstes Mal. Als Alaba und Boateng ausgewechselt wurden, überkamen die 36-Jährige erneut die Gefühle. Und nach Abpfiff sowieso.
Allgemein blieb nach einem perfekten Saisonabschluss aus Bayern-Sicht ein flaues Gefühl in der Magenregion zurück – gepaart mit der Gewissheit: Hier bricht etwas äußerst Erfolgreiches auseinander. Dazu drängt sich die Frage auf: Wie schnell mag es eine Ära wie jene unter Flick wieder geben? Wie gut lassen sich Abgänge wie Alaba und Boateng auffangen? Joshua Kimmich ist einer, der die Bayern zweifelsfrei durch eine neue Zeitrechnung tragen kann. Der 26-Jährige gilt als Kapitän der Zukunft. Und auch er musste feststellen: „Es gehen schon Charaktere, die diesen Verein in den letzten neun Jahren dahin getragen haben, wo er heute ist. Jetzt müssen wir schauen, dass wir eine neue Ära einläuten.“
Auch Flicks letzte Worte als Münchner Trainer waren keinesfalls eine reine Lobeshymne. Die allerletzte Pressekonferenz in Diensten des FC Bayern wird so in Erinnerung bleiben, wie Flick war: Sehr direkt, immer voll auf der Seite der Spieler. Seiner Spieler. Und so zeigten Flicks Schlussworte auch noch einmal auf, warum seine Sieben-Titel-Ära in München nach nicht einmal zwei Jahren vorbei ist. Der kommende Bundestrainer gab den Clubbossen beim finalen Auftritt ein paar sehr deutliche Aussagen mit auf den Weg. Seine bewegendsten Momente seien die Auswechslungen von Alaba und Boateng gewesen. „Die zwei haben für mich eine sehr wichtige Rolle gespielt“, meinte Flick – und widmete sich dann zunächst Boateng: „Jerome ist für mich einer der besten Innenverteidiger Deutschlands. Ich habe wirklich gehofft, dass er mitfährt zur EM. Er war für uns in dieser Saison der konstanteste Innenverteidiger. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen.“ Flick ergänzte: „Ich weiß, wie gerne er hier geblieben wäre – auch aufgrund seiner Familie.“ Dabei schwang deutlich die folgende Botschaft mit: Lieber FC Bayern, diesen Boateng hätte ich behalten.
Gleiches gilt für Alaba. „David kann drei Positionen auf einem Weltklasse-Niveau spielen“, sagte der scheidende Bayern-Coach. „Was ihn aber vielmehr auszeichnet, ist seine soziale Kompetenz. Für mich ist er das Herz der Mannschaft. Er ist einer, der alle mitnimmt, vereint und verbindet.“ Bezüglich der Qualität des Kaders nach den zahlreichen Abgänge sei er „ganz relaxt“, meinte Flick. Das sei nun aber nicht mehr sein Thema. Sondern das des neuen Trainers und der Vereinsführung.
Über seine Zeit in München sagte Flick abschließend: „Eine geile Mannschaft, die eine Benchmark (einen Vergleichsmaßstab, d. Red.) gesetzt hat.“ Eine Maßstab für alles, was beim FC Bayern nun folgt.