Fürth – Biergetränkt und glückselig stand Stefan Leitl mit seinem „Franken-Meister“-Shirt inmitten des Fürther Aufstiegs-Wahnsinns. Während die Fans ihr Kleeblatt vor dem Ronhof mit Pyrotechnik und einem Autokorso euphorisch feierten, sprach der sichtlich berührte Trainer der SpVgg von einem „Fußballmärchen“. Doch ob der Märchenprinz diese unglaubliche Geschichte fortschreiben wird, ließ Leitl in der Stunde des größten Triumphes erst einmal offen.
Er werde jetzt erst einmal die Saison „analysieren“, sagte er nach dem 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf und dem emotionalen Bundesliga-Aufstieg des Altmeisters nüchtern: „Es geht nicht um ein offenes Türchen, sondern darum, dass ich das mit meiner Familie besprechen möchte.“
Die Saison habe „brutal viel Kraft gekostet“, ergänzte der 43-Jährige, Vater des Fürther Höhenflugs: „Ich muss jetzt die Emotionen erst mal sacken lassen, das war ein brutal anstrengendes Jahr. Wenn ich mich erholt habe, wird es Gespräche geben.“
Die tolle Arbeit Leitls bei der SpVgg Greuther Fürth seit knapp 16 Monaten weckt Begehrlichkeiten, unter anderem soll Absteiger Werder Bremen Interesse haben. Auf die Frage nach Angeboten von anderen Clubs wich Leitl aus. Darum gehe es nicht, sondern „um mich persönlich“.
Fürths Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi gab sich allerdings recht gelassen. Er sei sich „schon relativ sicher, dass Stefan bleibt“. Sprach’s und genoss die überschäumenden Emotionen rund um den altehrwürdigen Ronhof.
„Dass wir das geschafft haben, ist ein Fußball-Wunder“, sagte Azzouzi und wischte sich die Tränen aus den Augen. Er habe Heuschnupfen, ergänzte er – und lachte.
Nach 2011 stieg Fürth, immerhin in grauer Vorzeit 1914, 1926 und 1929 dreimal deutscher Meister, dank des Patzers von Holstein Kiel zum zweiten Mal ins Oberhaus auf. Und dass mit einem Mini-Etat von 8,5 Millionen Euro und dem jüngsten Kader der Liga.
Das Erfolgsgeheimnis erklärte Azzouzi so: „Wir wären nicht erfolgreich, wenn wir Spieler für viel Geld kaufen würden, sondern sind es nur, wenn alle mit Hingabe dabei sind.“ Die Mannschaft, stellte er heraus, habe „einen brutalen Charakter“.
Dies zeigte sich auch gegen die Fortuna. Trotz Unterzahl nach einer Roten Karte gegen Anton Stach (45.+4) drehte die SpVgg einen zweimaligen Rückstand. Beim Siegtreffer durch Dickson Abiama (83.) brachen alle Dämme. Fans und Mannschaft verwandelten das Stadion in eine Partyzone.
Dass ausgerechnet Abiama traf, zeigte eindrucksvoll den Fürther Weg. Der 22-Jährige kickte vor drei Jahren noch in der Kreisklasse Nürnberg/Frankenhöhe 4 für die SpVgg Mögeldorf – und spielt nun in der kommenden Saison gegen den FC Bayern, RB leipzig und Borussia Dortmund. Nicht nur für Azzouzi ist dies „unfassbar“.
Bleibt nur die wichtige Frage, ob Märchenprinz Leitl mit den Fürthern in die Bundesliga kommt. sid