München – Die Bayern-Stars hatten ihren Spaß gehabt, 4:2 stand es im letzten Saisonspiel daheim gegen den FC Augsburg. Die 250 Fans waren auf ihre Kosten gekommen, hatten offensivfreudige Münchner gesehen und zum Teil sehr sehenswerte Treffer. Trotzdem drängten die Bayern auch in den Schlussminuten immer wieder nach vorne – denn der FC Bayern hatte noch etwas zu erledigen.
Und so kam in Minute 90, was in Hollywood als sehr kitschiges Happy End gelten würde: Robert Lewandowski markierte beim letzten Angriff sein 41. Bundesliga-Tor in dieser Saison. Der Rekord von Gerd Müller – 40 Treffer in der Spielzeit 1971/72 – ist tatsächlich überboten, Lewandowski steigt (endgültig) zur Legende auf.
„Ich habe keine Worte dafür“, sagte der Pole. „Ich habe 90 Minuten versucht, mindestens ein Tor zu schießen. Es ging zunächst nicht, dann kommt die letzte Aktion – und ich schieße das Tor. Ein Wahnsinns-Gefühl!“ Satte acht Versuche hatte der Pole auf den Augsburger Kasten abgefeuert, meistens stand ihm Landsmann Rafal Gikiewicz im Weg. Nur im wirklich allerletzten Anlauf konnte der FCA-Keeper einen Schuss von Leroy Sané nicht festhalten, Lewandowski hatte genau darauf spekuliert. Der 32-Jährige stand nicht im Abseits, umkurvte Gikiewicz und schob zum 5:2 ein. Lewandowski entblößte seinen Astral-Oberkörper, schrie die Freude heraus.
„Es war emotional schwierig für mich, geduldig zu bleiben“, erklärte der Knipser später. „Ich möchte der Mannschaft danken. Sie haben mich oft gesucht.“ Flick sah hinter Lewandowskis erfolgreicher Rekordjagd eine „Mannschaftsleistung“ und gab zu: „In der 88. Minute habe ich zu Toni Tapalovic (Torwarttrainer, Anm. d. Red.) gesagt: ‚Ich glaube, heute macht er kein Tor mehr.’ Aber es zeichnet gerade einen Spieler wie Lewy aus, dass er dann da ist, wenn es darauf ankommt.“ Seinen Angreifer adelte der Bayern-Coach für eine „absolut herausragende Leistung“. Und Flick fügte hinzu: Wir sind alle sehr stolz, dass wir ein Teil dieser Geschichte waren.“
Für Lewandowski war der Tag damit freilich noch nicht vorbei. Nach dem Abpfiff gab’s die Kanone für den Liga-Torschützenkönig, zum insgesamt sechsten Mal für ihn (Gerd Müller sicherte sie sich sieben Mal). Und Lewandowski gewann erstmals in seiner Laufbahn auch den „Goldenen Schuh“ für Europas besten Torjäger.
Eine große Geste zudem: Nach Spielende traf der Pole Gerd Müllers Ehefrau Uschi und gab ihr ein signiertes Shirt, zu Ehren des „Bombers“. Die Einordnung der neuen Tor-Bestmarke übernahm derweil Joshua Kimmich. „Ich glaube nicht, dass dieser Rekord jemals wieder gebrochen wird“, erklärte er. Da waren sich bei Gerd Müller auch alle sicher – bis Robert Lewandowski auf den Plan trat.